Aufrufe an Pfingsten zu Miteinander und Verständigung
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Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing

In ihren Pfingstbotschaften und Predigten beschäftigen sich leitende Kirchenleute mit dem gegenseitigen Verstehen. Christinnen und Christen sollten sich für die Gesellschaft einsetzen.

Frankfurt a.M. (epd). Leitende Geistliche aus Hessen und Rheinland-Pfalz haben zum Pfingstfest zum Miteinander aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte bei seiner Predigt im Limburger Dom, wir Menschen seien „nicht dafür gemacht, um uns selbst zu kreisen“. Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, wies auf die verständigende Kraft von Gottes Geist hin. Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst appellierte an die christlichen Kirchen, weiter ein gemeinsames Glaubenszeugnis in der Welt zu geben.

Den Leib lebendig halten, die Beziehungen pflegen

Bätzing machte die Kostbarkeit des Atmens zum Thema seiner Pfingstpredigt. „Sprechen, singen, lachen und rufen - auch diese Formen der Artikulation und Kommunikation wären ohne den Atem nicht möglich. Was unseren menschlichen Leib lebendig hält, dient also darüber hinaus der Pflege unserer Beziehungen und dem sozialen Miteinander“, sagte er. „Und auch die Gottesbeziehung lebt davon, dass wir mit unserem Atem zu Gott sprechen, ihn singend preisen oder still dem Atem des Betens in uns lauschen.“

Nach Tietz' Worten sei gegenseitiges Verstehen eine Herausforderung und müsse immer wieder neu gesucht werden. Das Missverstehen hingegen ergebe sich von selbst. Der Satz „Du verstehst mich einfach nicht“ sei schmerzlich für beide Seiten - für den, der ihn sagt, ebenso wie für den, der ihn hört. Mit ihm werde deutlich, dass es nicht ausreicht, nur die Worte des Gegenübers zu hören. „An Pfingsten feiern wir, dass Gottes Geist unsere Herzen offen füreinander macht“, sagte Tietz. Gottes Geist mache „aus steinernen Herzen lebendige Herzen, die sich von anderen Menschen berühren lassen“.

Kirchen sind gefordert, Farbe zu bekennen

Wüst erklärte, mehr denn je seien die Kirchen in schwierigen Zeiten gefordert, „christliche Farbe“ zu bekennen: „Und da genügt es nicht, christliche Werte zu postulieren. Wir müssen auch Auskunft geben können, welche das eigentlich sind, woher wir sie beziehen, was genau damit gemeint ist und wie wir selbst sie leben.“ Es bleibe die göttliche Berufung der Kirchen, trotz aller Meinungsverschiedenheiten und Glaubensunterschiede den Weg zur „Einheit in Vielfalt“ zu gehen.

Der rheinische Präses Thorsten Latzel unterstrich angesichts der Klimakrise, der Kriege und sozialer Risse die Bedeutung von Hoffnung. Sie mache die Welt nicht automatisch besser, aber ermögliche einen anderen Umgang mit ihr: „Wenn andere über den Zustand der Welt klagen, kümmern wir uns um unsere Nächsten.“ Latzel verwies auf das biblische Wunder an Pfingsten, dass alle Menschen einander verstehen konnten. „Heute fällt es mir häufig schwer, Nachbarinnen oder Kollegen zu verstehen, die wie ich Deutsch sprechen“, sagte er. Das Bemühen, den anderen zu verstehen und sich in die Person hineinzuversetzen, sei sinnvoll, auch wenn man nachher trotzdem nicht übereinkommt.

Dialog mit anderen Konfessionen, Religionen und allen Menschen

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber rief die katholische Kirche dazu auf, „Zeichen und Werkzeug der Einheit“ zu sein. In einer Zeit wachsender Spannungen und Polarisierungen habe diese einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, sagte Gerbe. Dazu sei der Dialog mit anderen Konfessionen, Religionen und allen Menschen guten Willens nötig. Gerber appellierte an die katholische Kirche, sich der eigenen Geschichte zu stellen, als Voraussetzung für Hoffnung und Zukunft. Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt sei für die Kirche zwar schmerzhaft, aber sich müsse sich aus innerer Überzeugung ihrer Verantwortung stellen, sagte er.