Phytosanierung wichtigste von den Medien "vergessene Nachricht"
Köln (epd).

Die Liste „vergessener Nachrichten“ wird in diesem Jahr von der sogenannten Phytosanierung angeführt. Dabei handele es sich um eine Methode, mit Schwermetallen belastete Flächen umweltfreundlich und kostengünstig zu reinigen, teilte die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) am 4. April in Köln mit. Obwohl mit diesem Verfahren die Umwelt kostengünstig gereinigt werden kann, werde darüber kaum berichtet. Als weitere vernachlässigte Themen nannte die INA unter anderem die Macht der Webangebote von Tech-Monopolisten wie Google oder YouTube.

„Vor allem Themen mit einem hohen Komplexitätsgrad haben es immer wieder schwer in den Medien“, sagte der INA-Vorstandsvorsitzende Hektor Haarkötter. In die Top-Ten-Liste gehören nach Ansicht der Jury auch Themen rund um die Macht des Internets. So sei das Internet fest in der Hand weniger Monopolisten. Webangebote jenseits der großen Tech-Konzerne wie Google oder YouTube fänden kaum Aufmerksamkeit, sagte Haarkötter. „Der größte Teil des deutschsprachigen Internets ist ein Friedhof.“ Das belegten empirische Studien. Dennoch werde kaum darüber berichtet.

Einfluss von Google-Maps

Ebenso werde der Einfluss des Online-Karten-Dienstes Google Maps in der Berichterstattung kaum erwähnt. Der Dienst zeige umstrittene Landesgrenzen unterschiedlich an, abhängig davon, aus welchem Landesnetz er aufgerufen werde. So werde etwa einzig Nutzern in Indien angezeigt, dass ganz Kaschmir zu Indien gehöre. Damit würden politische Vorgaben zementiert und die Suche nach Kompromissen beeinträchtigt, kritisierte die INA.

Ein vernachlässigtes lokales Thema seien Schlaglöcher in Straßen, hieß es. Sie gefährdeten die Verkehrssicherheit, vor allem von Radfahrern. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Großbritannien gebe es in Deutschland kein Register für Schlaglöcher, sodass das Ausmaß der Problematik nicht erfasst werde.

Auch bei medizinischen Themen sieht die INA Nachholbedarf. So sei die Tropenkrankheit Noma weithin unbekannt, obwohl nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 80.000 bis 90.000 Kinder im globalen Süden daran stürben. Ebenso von der Öffentlichkeit unbemerkt wird in Europa das weiße Farbpigment Titandioxid weiterhin für Medikamente verwendet, obwohl die Europäische Kommission es 2022 als Lebensmittelzusatzstoff verboten hat. Der Stoff steht im Verdacht, genetisches Zellmaterial zu verändern.

Vernachlässigtes Weltsozialforum

Von vielen Medien nicht beachtet wurde laut INA auch das Weltsozialforum, ein Gegenmodell zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Die von Nichtregierungsorganisationen getragene globalisierungskritische Veranstaltung widmet sich sozialen, wirtschaftlichen sowie umweltpolitischen Themen.

Ein weitgehend unbeachtetes soziales Thema sei die Belastung von Migrantenkindern, die ihre Familien unterstützen müssten, erklärte die INA. Viele Kinder müssten ihre Eltern bei Behörden- oder Arztgängen wegen deren mangelnder Sprachkenntnisse beraten. Viele Heranwachsende setze das unter Druck. Für dieses Problem fehle ein Lösungsansatz. Auch die Arbeitsbelastungen in der Landwirtschaft seien medial unterrepräsentiert.

Die INA veröffentlicht jährlich gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks eine Liste der zehn am meisten „vergessenen Nachrichten“. Die Themen werden von einer Jury aus Wissenschaftlerinnen und Journalisten auf Grundlage von Vorschlägen aus der Bevölkerung gekürt.