Regenbogenflagge an Autobahnkirche abgerissen
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Regenbogenflagge
Initiative "Out in Church": Zerstörte Flagge ist Angriff auf Rechte aller
Baden-Baden, Köln (epd).

Als Zeichen für Vielfalt und Toleranz weht normalerweise eine Regenbogenflagge vor der Autobahnkirche St. Christophorus an der A5 in Baden-Baden. Jetzt steht nicht einmal mehr der Fahnenmast. Weil die Flagge abgerissen und der Mast stark beschädigt wurde, habe die Gemeinde Anzeige bei der Polizei erstattet, sagte Pastoralreferent Norbert Kasper dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Polizei ermittle wegen Sachbeschädigung, bestätigte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg dem epd.

Ähnliche Vorfälle gibt es auch bundesweit, mal an öffentlichen Gebäuden, bei Kirchengemeinden oder Privatpersonen. Genaue Zahlen gebe es jedoch nicht, so die Initiative „OutinChurch“ mit Sitz in Köln, die sich für die Rechte von queeren Menschen in der Kirche einsetzt. Rainer Teuber, Sprecher der Initiative, rät betroffenen Gemeinden dazu, Anzeige zu erstatten und eine neue Fahne aufzuhängen.

Die Fälle anzuzeigen sei zwar mit einem gewissen Aufwand verbunden, mache aber sichtbar, wie häufig queere Menschen Anfeindungen ausgesetzt seien, sagte Teuber dem epd. Die Fahnen zu entfernen, zu zerreißen oder gar zu verbrennen sei nicht nur ein Angriff gegen queere Menschen, sondern auch ein Angriff auf die Menschenrechte. Hass, Ausgrenzung und Gewalt gegen queere Menschen nehme massiv zu. Hier Stellung zu beziehen, sei Aufgabe aller.

Als positives Beispiel nannte Teuber die Reaktionen nach dem Verbrennen einer Regenbogenflagge vor dem Bischöflichen Pius-Gymnasium im westfälischen Coesfeld im Jahr 2022. Dies habe eine Welle der Solidarität ausgelöst. So seien etwa viele neue Fahnen an die Schule geschickt worden. Ähnliche Solidaritätsbekundungen habe es auch 2023 in Essen gegeben, nachdem die Flagge vor der dortigen Kirche St. Josef verbrannt wurde.

In Baden-Baden weht die Flagge seit 2022 vor der Autobahnkirche, die jährlich von rund 300.000 Menschen besucht wird. Gehisst wurde sie erstmals im Rahmen der Aktion „OutInChurch“, sagte Pastoralreferent Norbert Kasper. Seitdem wurde die Flagge bereits sieben oder acht Mal gewaltsam entfernt und musste wieder neu aufgehängt werden. „Ich habe da eine Engelsgeduld“, erklärte der katholische Theologe.

Ihm sei bewusst, dass die Fahne, die ein Symbol für Akzeptanz und Gleichberechtigung von queeren Menschen sei, polarisiert. Vorwürfe, die Kirche schließe dadurch andere Menschen aus, kann Kasper nicht nachvollziehen. Vielmehr gelte das Gegenteil. „Wir wollen damit zeigen: Alle Menschen dürfen in die Kirche kommen und sind willkommen.“