
Zum Welternährungstag mahnen Hilfswerke und Umweltorganisationen mehr Engagement im Kampf gegen Hungerkrisen weltweit an. Ein Bündnis von 23 Hilfs- und Umweltorganisationen, darunter „Brot für die Welt“ und Misereor, forderte einen Kurswechsel bei der globalen Ernährungssicherung. Weltweit litten 673 Millionen Menschen chronisch an Hunger, hieß es. Dabei seien genug Lebensmittel vorhanden, „um alle Menschen weltweit satt zu machen.“ Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, spricht von einer „unerträglichen Realität“.
Das Bündnis formuliert elf Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft. Bisherige Ansätze, die darauf setzten, Produktivität zu steigern und private Investitionen zu fördern, hätten sich als unzureichend und teilweise kontraproduktiv erwiesen, kritisierte „Brot für die Welt“ zur Veröffentlichung.
Konkret fordern die Organisationen etwa, regionale Produzenten zu stärken. Die Abhängigkeit vieler Länder des globalen Südens von Lebensmittelimporten habe Ernährungssysteme zerstört und kleinbäuerliche Erzeugerinnen sowie Viehhalter verdrängt, die für den lokalen Markt produziert hätten, hießt es in einem gemeinsamen Positionspapier.
Zudem spricht sich das Bündnis für eine deutliche Stärkung ökologisch nachhaltiger Anbauweisen aus. Das Entwicklungsministerum und das Bundeslandwirtschaftsministerium sollten „systematisch ihre Förderung von agrarökologischen Ansätzen ausbauen und bislang ungenutzte Potenziale ausschöpfen“.
Die Organisationen kritisieren auch den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe. In Konflikten wie im Sudan, dem Jemen oder Gaza leide die Bevölkerung unter Blockaden, zerstörter Infrastruktur und dem Entzug lebenswichtiger Ressourcen. Die Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, „dass der Einsatz von Hunger als Waffe konsequent als Kriegsverbrechen verfolgt wird“.
Der Welternährungstag wird jedes Jahr am 16. Oktober begangen. Der Tag erinnert an die Gründung der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO im Jahr 1945.
Die EKD-Ratsvorsitzende, die Hamburger Bischöfin Fehrs, sagte, der Welternährungstag konfrontiere „uns mit einer unerträglichen Realität: Rund 670 Millionen Menschen leiden aktuell Hunger.“ Dies sei ein „tiefgreifender Widerspruch zu unserem Verständnis von menschlicher Würde und globaler Verantwortung“.
Derweil warnte das UN-Welternährungsprogramm (WFP) vor drastischen Folgen von finanziellen Einschnitten für die humanitäre Hilfe. Allein aufgrund der Kürzungen bei der WFP-Ernährungshilfe könnten weitere 13,7 Millionen Menschen in extremen Hunger abrutschen, teilte das UN-Hilfswerk mit.
Die Welt stehe vor einer Hungerkrise von nie dagewesenem Ausmaß und die Mittel zu ihrer Bewältigung seien völlig unzureichend, sagte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain.
Besonders betroffen seien sechs Länder: In Afghanistan erhielten den Angaben zufolge derzeit weniger als zehn Prozent der 9,5 Millionen hungernden Menschen Unterstützung. Im Sudan erreiche das WFP zwar vier Millionen Menschen pro Monat, das entspreche aber nur einem Sechstel der Bevölkerung mit akutem Nahrungsmittelbedarf. Weitere Brennpunkte der Hungerkrise seien die Demokratische Republik Kongo, Somalia, der Südsudan und Haiti.
Die Weltgemeinschaft hat sich mit den nachhaltigen Entwicklungszielen vorgenommen, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden. Dies gilt jedoch nicht als realistisch.