Mehr Straftaten gegen Obdachlose
s:9:"Obdachlos";
Obdachlos
Düsseldorf, Berlin (epd).

Die Zahl der Straftaten gegen Obdachlose ist auch im vergangenen Jahr weiter gestiegen. 2024 wurden bundesweit 2.194 Menschen ohne Obdach Opfer einer Straftat, 14 mehr als ein Jahr zuvor. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. 2022 waren es demnach noch 1.986 Betroffene. Zunächst hatte die in Düsseldorf erscheinende „Rheinische Post“ über die Anfrage und die Antwort der Bundesregierung berichtet.

Die meisten Straftaten wurden demnach im vergangenen Jahr in Berlin mit knapp 500 Fällen gezählt. Es folgen Bayern mit 394 und Nordrhein-Westfalen mit 351 Betroffenen. In mehr als drei von vier Fällen seien die Opfer männlich gewesen. Von allen obdachlosen Frauen hat jedoch schon eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent bereits Gewalt erfahren. Die Aufklärungsquote bei Straftaten gegen Obdachlose habe im vergangenen Jahr bei 72,8 Prozent gelegen.

Zu den Tätern heißt es in der Einleitung der Regierungsantwort, sie seien teilweise selbst wohnungslos. „Prekäre Lebensbedingungen können zu erbitterten Kämpfen um knappe Ressourcen wie vermeintlich sichere Schlafplätze führen.“

Täter, die über eine Wohnung verfügen, verbinde „das Ziel der Herabwürdigung wohnungsloser Menschen, die sie als minderwertige Mitglieder der Gesellschaft betrachten“. Bei ihnen handele es sich häufig um junge Männer, zu ihren Motiven gehörten häufig „sozialdarwinistische und rechtsextreme Einstellungen“. Wohnungslose seien für diese Täter leicht erreichbare und besonders schutzlose Opfer, heißt es unter Verweis auf Forschungsergebnisse des Jenaer Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) aus dem Jahr 2021.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Mirow sagte, aus den Zahlen gehe hervor, „dass obdachlose Menschen täglich, sieben Tage die Woche, in Angst leben“. Der einzig wirksame Schutz gegen Gewalt bleibe die konsequente Bereitstellung von sicherem Wohnraum, die Bundesregierung müsse endlich handeln.

Da die Regierung auf mehrere Detailfragen Mirows antwortete, dass ihr dazu keine Informationen vorlägen, kritisierte die Linken-Abgeordnete außerdem „ein schockierendes Bild des politischen Desinteresses und gravierende Datenlücken beim Schutz der am stärksten gefährdeten Gruppe der Gesellschaft“.