Schulen in Niedersachsen erhalten Gütesiegel gegen Antisemitismus
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Schulen in Niedersachsen erhalten Gütesiegel gegen Antisemitismus
Hannover, Osnabrück (epd).

Sechs kirchliche Schulen in Niedersachsen haben am Mittwoch erstmals das neue ökumenische Gütesiegel „Zusammen gegen Antisemitismus“ erhalten. Die Jurymitglieder Jan Woppowa, katholischer Theologieprofessor der Uni Paderborn und Ulrike Link-Wieczorek, evangelische Theologieprofessorin der Uni Oldenburg überreichten die Auszeichnung in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. Das in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden entwickelte Siegel wird von der Konföderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen und der Schulstiftung des Bistums an kirchliche Schulen verliehen.

Die für ihr Engagement geehrten Einrichtungen sind die Marienhausschule und das Gymnasium Marianum in Meppen, das Evangelische Gymnasium Nordhorn sowie die Ursulaschule, die Domschule und die Thomas-Morus-Schule in Osnabrück. Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track von der Konföderation und Thomas Weßler, Vorstand der Schulstiftung, übermittelten Glückwünsche. Zu Gast war auch Niedersachsens Antisemitismusbeauftragter Gerhard Wegner.

Wegner lobte das Gütesiegel als eine „großartige Sache“. Die strengen Kriterien seien gute Voraussetzungen, um gegen Antisemitismus an den Schulen effektiv vorgehen zu können, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der evangelische Theologe forderte, dieses oder ein ähnliches Gütesiegel für alle staatlichen Schulen zu etablieren. Erste Gespräche mit der Landesregierung gebe es dazu bereits. „Wir brauchen Anreize für gute Antisemitismusprävention an den Schulen.“ Durch den zunehmenden Antisemitismus seit dem Überfall der Hamas und dem Krieg in Gaza gewinne dieses Anliegen an Dringlichkeit.

Zu den Kriterien für die Auszeichnung gehören etwa Fortbildungen für alle Mitarbeitenden, ein Regelkatalog zur Intervention bei antisemitischen Vorfällen und eine jährliche Gedenkveranstaltung an die Shoah. Zudem müssen die politische Lage im Nahen Osten und der israelbezogene Antisemitismus im Politik- und Geschichtsunterricht eingehend erörtert werden.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg, betonte, nur über Bildung könnten Kinder auf einen demokratischen und toleranten Weg gebracht werden. Lehrkräfte müssten für die Behandlung des Nahost-Konflikts im Unterricht besser ausgebildet werden. Er würde es begrüßen, wenn ein Siegel gegen Antisemitismus über konfessionelle Schulen und über Niedersachsen hinaus vergeben würde.