Weniger weibliche Führungskräfte im Journalismus
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Chefredaktion der taz
Berlin (epd).

Der Anteil von Journalistinnen in Führungspositionen ist laut einer Untersuchung des gemeinnützigen Vereins ProQuote Medien das zweite Jahr in Folge gesunken. Aktuell liege er bei Leitmedien wie „Spiegel“, „Zeit“, „FAZ“ oder „Welt“ durchschnittlich bei knapp 38 Prozent, hieß es bei der Vorstellung der Studie am 8. November in Berlin. Besonders abgeschlagen seien Regionalzeitungen und Onlinemedien, mit Anteilen von knapp 20 Prozent und darunter. Diese Entwicklung bremse eine geschlechtergerechte Verteilung von Führung im Journalismus spürbar, kritisierte die Initiative.

Sie fordert, die Hälfte der Führungspositionen in den deutschen Medienhäusern mit Frauen zu besetzen. „Vielfalt in Führungsspitzen ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch der Qualität und Zukunftsfähigkeit unserer Medien“, sagte Vorständin Edith Heitkämper. Wer ernsthaft behaupte, für Gleichstellung zu stehen, müsse Macht teilen: „Alles andere bleibt Symbolpolitik.“

Ausreißer „taz“

Laut Studie sind Frauen in Führungspositionen bei „Spiegel“ (42,2 Prozent), „Zeit“ (40,1 Prozent), „Süddeutsche Zeitung“ (45 Prozent) und „Stern“ (43,5 Prozent) höher repräsentiert als bei Medien mit bürgerlich-konservativer Ausrichtung. So liegt die Quote weiblicher Führungskräfte bei der „FAZ“ aktuell bei 23,4, beim „Focus“ bei 25 sowie bei „Bild“ und „Welt“ bei 36,6 und 27,6 Prozent. Zugleich würden bei „Spiegel“, „Zeit“ und „Stern“ die Frauenmachtanteile in den vergangenen zwei Jahren stagnieren oder sogar leicht sinken. Deutlicher Ausreißer nach oben ist die „taz“ mit einem Anteil von 65,1 Prozent Frauen in der Hausleitung.

Im Regionaljournalismus sind laut Auswertung die Führungspositionen dagegen deutlich homogener besetzt: Von 109 gezählten Chefredakteurinnen und Chefredakteuren sind demnach 86 männlich. Gemeinsam mit den Stellvertreterposten entspreche das einem Anteil von 22 Prozent. Gleichzeitig seien die Regionalmedien aber inzwischen häufig die einzige Quelle für professionellen Journalismus über Landespolitik und Kommunen.

Onlinemedien mit geringem Anteil

Die geringste Zahl von Frauenführungskräften haben laut Untersuchung die 30 reichweitenstärksten Onlinemedien mit einem Mittel von 16,7 Prozent. Das sei der geringste Wert innerhalb der fünf untersuchten Medienformen.

Dagegen hätten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den oberen beiden Hierarchiestufen acht von dreizehn Sendern einen Frauenanteil von knapp 50 Prozent oder höher. Ausreißer nach unten seien Sender wie der NDR, die Deutsche Welle und das Deutschlandradio, mit Anteilen von nur 25 bis 33 Prozent.

Nur Männer bei ProSiebenSat.1

Die Programme von RTL verantworteten ebenfalls nur 33 Prozent Frauen, heißt es. Beim zweiten untersuchten Privatsender ProSiebenSat.1 sei die Führung ausschließlich männlich. Ebenfalls wenig Macht hätten Frauen in den Redaktionen der 34 ausgewerteten privaten Radiosender, mit einem Frauenanteil von im Mittel knapp zwölf Prozent.

Seit 2012 zählt und vergleicht ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen in den Publikationen.

Von Markus Geiler (epd)