"Reporter ohne Grenzen": Lage der Pressefreiheit verschlechtert sich
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Medienvielfalt in Deutschland.
Berlin (epd).

Die Lage der weltweiten Pressfreiheit hat sich nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen“ im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. In ihrer am 3. Mai veröffentlichten Rangliste der Pressfreiheit 2024 ordnet die Journalistenorganisation 36 Länder der schlechtesten Kategorie zu, so viele wie seit zehn Jahren nicht. Deutschland verbesserte sich in dem Ranking von Platz 21 auf Platz 10.

Insbesondere verzeichnete „Reporter ohne Grenzen“ mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen. Dabei komme es zu Beschimpfungen und Gewalt gegen Medienschaffende sowie zu Festnahmen. Die Geschäftsführerin der Organisation, Anja Osterhaus, sprach von einer „erschreckenden Entwicklung“. Besonders mit Blick auf das „Superwahljahr 2024“ sei dies besorgniserregend. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung werde dieses Jahr an die Urnen gebeten.

Schlusslicht Eritrea

Neues Schlusslicht der Rangliste, die zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai veröffentlicht wurde, ist Eritrea auf Platz 180 (Vorjahr: 174). Das Land sei eine „Informationswüste“, sämtliche existierenden Medien stünden unter direkter Kontrolle des Informationsministeriums. Die Diktatur von Präsident Isayas Afewerki unterbinde den freien Fluss von Nachrichten mit großer Härte.

Den vorletzten Platz belegt Syrien (Vorjahr 175), wo sich die ohnehin katastrophale Lage weiter verschlechtert habe. Um 26 Plätze auf Rang 178 fiel Afghanistan. Unter den regierenden Taliban seien dort im vergangenen Jahr drei Journalisten getötet worden, mindestens 25 Medienschaffende hätten zwischenzeitlich im Gefängnis gesessen.

Zum achten Mal in Folge liegt Norwegen auf Platz 1. Gründe für die gute Platzierung seien unter anderem die große Unabhängigkeit der Medien von der Politik, der gesetzliche Schutz der Informationsfreiheit sowie der traditionelle Pluralismus der norwegischen Medienlandschaft. Ähnlich gut seien die Voraussetzungen für journalistische Berichterstattung in den Nachbarländern Dänemark (2) und Schweden (3).

Deutschland elf Positionen verbessert

Deutschland kletterte im neuen Ranking um elf Positionen auf Platz 10. Grund sei unter anderem die geringere Zahl physischer Übergriffe auf Medienschaffende im vergangenen Jahr. Die Verbesserung sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass andere Länder sich verschlechtert hätten. Betrachte man die Gesamtpunktzahl im Ranking, habe sich Deutschland nur geringfügig verbessert.

Für das Jahr 2023 verzeichnete „Reporter ohne Grenzen“ insgesamt 41 verifizierte Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten, darunter 18 Attacken bei Kundgebungen von Verschwörungstheoretikern oder extremen Rechten. Diese Gewalt sei weiterhin besorgniserregend, zumal von einer hohen Dunkelziffer auszugehen sei. Im Vorjahr lag die Gesamtzahl den Angaben zufolge noch bei 103, im Jahr 2021 bei 80.

Insgesamt hätten pressefeindliche Tendenzen in Deutschland zugenommen, erklärte die Organisation. Besonders im Internet würden Journalisten immer wieder diffamiert. Seit Beginn des Krieges zwischen der Hamas und Israel seien zudem vermehrt Übergriffe auf Medienschaffende auf Pro-Palästina-Demonstrationen zu beobachten.