Leyendecker: Guter Journalismus hat Zukunft
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Hans Leyendecker (Archivbild)
Frankfurt a.M. (epd).

Der Journalist Hans Leyendecker sieht auch in Zeiten massiver Umwälzungen und Herausforderungen eine Zukunft für guten Journalismus im Sport und anderen Ressorts. Maßgeblich seien eine einordnende und originelle Berichterstattung, aber auch die Haltung, für etwas einzustehen und sich nicht verbiegen zu lassen von kurzfristigen Moden oder der Sucht nach Anerkennung. „Journalismus hat Zukunft. Diese Zukunft liegt im guten Journalismus“, sagte der langjährige Investigativ-Journalist von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ am 19. März beim sechsten Sportethischen Fachtag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Frankfurt am Main.

Leyendecker sieht im aktuellen Sportjournalismus große Qualitätsunterschiede. Auf der einen Seite habe das Ressort in den vergangenen Jahren deutlich an Ansehen gewonnen, und es gebe Medien mit einer hervorragenden Berichterstattung. Auf der anderen Seite sei der Sportjournalismus in Teilen blasser, feiger und oberflächlicher geworden. Die Jagd auf Klicks und das Heranschmeißen an das Publikum gehe oft zulasten der Qualität. Es gebe Journalisten, die über Vereine berichteten, ohne das Vereinsgelände überhaupt zu kennen. „Der Journalist braucht Nähe zu Informanten. Und er braucht gleichzeitig Distanz - manchmal auch zu sich selbst“, sagte Leyendecker.

„Problem von Nähe und Distanz“

Der Theologe und Sozialethiker Michael Roth unterschied zwischen einem kritischen Sportjournalismus, der Hintergründe und Zusammenhänge beleuchtet, und einer unterhaltend-informativen Sportberichterstattung von Spielen oder Events. Beide Formen hätten ihr Existenzrecht. Das Problem von Nähe und Distanz trete meist bei einer Sportberichterstattung auf, die aus der Innenperspektive des Sports heraus erfolge. „Aber ohne eine Nähe und ein Hineintauchen gibt es keine Sportberichterstattung“, sagte der Mainzer Professor. „Denn im Grunde verlangen wir doch von dem Berichterstatter, dass er die Geschichte mit uns gemeinsam erlebt.“