
Wenn sich die Stadt an einem heißen Sommertag in einen Backofen verwandelt, kann in Bonn Kunst ein wenig Abkühlung verschaffen. Dort präsentiert die Bundeskunsthalle seit dem 1. Mai auf ihrem Außengelände und im Foyer wieder interaktive künstlerische Installationen. Auf dem Vorplatz sorgt nicht nur der bereits aus den Vorjahren bekannte Wasserpavillon von Jeppe Hein für Erfrischung. In diesem Jahr lädt auch die große Holz-und Pflanzenkonstruktion „Vert“ von „AHEC/Diez Office/OMC°C“ zum Verweilen im Schatten ein.
Das haushohe Gerüst aus nachhaltigem Holz ist mit biologisch abbaubaren Flachsnetzen bespannt, an denen eine Vielzahl von Kletterpflanzen empor ranken. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern auch Lebensraum für Insekten. Für die Menschen gibt es Netzschaukeln zum Verweilen. Gedacht ist das Konstrukt als eine Lösung, um Städte zu kühlen und die Artenvielfalt zu fördern.
„Kunst als Raum für Experimente“
„Vert“ ist eine von insgesamt 16 Installationen, die unter dem Titel „Interactions x WEtransFORM“ bis zum 26. Oktober zu erleben sind. Bei dieser dritten Auflage der sommerlichen „Interactions“ der Bundeskunsthalle steht das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum. Damit möchte das Haus die Außen-Kunstwerke mit der Ausstellung „Wetransform“ verknüpfen, die sich ab dem 6. Juni in den Innenräumen der Bundeskunsthalle mit der Zukunft des Bauens beschäftigt. Beide Ausstellungen zeigten „Kunst als Raum für Experimente“, erklärt Kuratorin Susanne Kleine.
Im Außenbereich entfalten neben „Vert“ zwei weitere künstlerische Arbeiten Visionen für eine nachhaltige und zukunftsweisende Gestaltung der Umwelt: Auf dem Dachgarten der Bundeskunsthalle hat die Designerin Christina Ottavio-Boury vom Pariser Landschaftsarchitekten-Team „La Fabrique Terrestre“ ein Projekt mit einheimischen Pflanzen entwickelt, die dem Klimawandel standhalten. Ottavio-Boury setzte dazu charakteristische Arten aus Nordrhein-Westfalen in große weiße Pflanzsäcke. Ziel sei es, Besucherinnen und Besuchern Anregungen zu geben, wie sie Biodiversität im eigenen Garten trotz Temperaturanstiegs fördern können, heißt es.
Im Foyer der Bundeskunsthalle zeigt die Installation „Tree.ONE“ des Design-Büros „ecoLogicStudio“, wie aus Algen Baumaterial entsteht. Es handelt sich um einen synthetischen Baum, der aus Biopolymeren auf Algenbasis im Druckverfahren hergestellt wurde. Der nachhaltige Baustoff entsteht durch Mikroalgen, die Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und in Biomasse umwandeln.
„Trümmerbahnen-Minigolf“
Andere Installationen laden zum Spielen ein. So etwa das „Trümmerbahnen-Minigolf“ der Bildhauerin Ina Weber. Dieses widerspricht den Erwartungen an die übliche Idylle von Minigolfanlagen. Die Hindernisse, durch die der Ball geschleust werden soll, sind teilweise recht baufällige Funktionsgebäude wie Wohnhäuser, Tankstellen oder ein mit Graffiti besprühter Pavillon. Sie spiegeln eine triste, großstädtische Architektur wider.
Zu einem ungewöhnlichen Tischtennis-Match lädt der Künstler Dennis Fuchs. „Hin und Her“ heißt die Installation, bei der die Spielerinnen und Spieler mit ungleichen Schlägern gegeneinander antreten. Sie sind unterschiedlich groß sowie dick und bestehen aus verschiedenen Materialien wie Holz oder Keramik. Diese Ungleichheit solle Fragen nach Chancengerechtigkeit und Fairness aufwerfen, heißt es in der Beschreibung.
Auch interaktive Installationen aus den vergangenen Jahren werden wieder eröffnet. So die „Bonner Rutschbahn“ von Carsten Höller an der Fassade der Bundeskunsthalle, das organische Klettergerüst von Temitayo Ogunbiyi oder die Fußballtorwände „Camouflage/Torwand 1-3“ von Olaf Nicolai. Auch die Wippen „Controversy Teeter-Totter“ von Esra Gülmen und die Hochsitze „Meanwhile“ von Linda Nadji können wieder genutzt werden.