Auch der Papst flieht vor der Sommerhitze
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Palazzo Pontificio in Castel Gandolfo
Rom (epd).

Seit Wochen steigen die Temperaturen in Rom auf weit über 30 Grad: Die Schulen sind schon seit Mitte Juni geschlossen, die Region Lazio hat Arbeiten unter freiem Himmel zwischen 12.30 Uhr und 16 Uhr untersagt. Und wer kann, verbringt die Hitzetage am Meer oder in den Bergen - beides ist in weniger als einer Stunde von der italienischen Hauptstadt aus zu erreichen.

Hitze in Rom bedeutet auch Hitze im Vatikan. Der neue Papst will im Sommer an eine alte Tradition anknüpfen: Leo XIV. wird wieder Urlaub in Castel Gandolfo machen. In dem auf 426 Metern Höhe gelegenen Ort in den Albaner Bergen, rund 30 Kilometer südöstlich von Rom, ist es zumindest etwas kühler als im römischen Kessel. Von Sonntag an bis zum 20. Juli will sich der gebürtige US-Amerikaner zurückziehen.

Am Sonntag will der Papst noch das Angelusgebet wie üblich im Vatikan sprechen, am Nachmittag steht dann der Aufbruch in den Urlaub auf dem Plan - für zunächst zwei Wochen. Anders als einige seiner Vorgänger plant Leo nicht, in der Sommerresidenz Prominenz aus Politik und Gesellschaft zu Audienzen zu empfangen. Bis zum 23. Juli werde es keine öffentlichen oder privaten Papstaudienzen mehr geben, wie der Vatikan mitteilte.

De Angelis: „Den Papst zu sehen, erfüllt unsere Herzen und Seelen mit Freude“

Komplett entspannt werden die Ferien des neuen Papstes allerdings auch nicht ablaufen. „Herzlich Willkommen, Papst Leo XIV“ - so freut sich Castel Gandolfo bereits auf der offiziellen Internetseite der Kommune. Seit der Vatikan die Ferienpläne von Leo am 17. Juni veröffentlicht hat, bereite man sich auf dessen Aufenthalt vor. „Zu wissen, dass Papst Leo auf die Hoffnungen unserer Gemeinde gehört hat, die seit Jahren darauf wartet, den Papst wieder auf dem Platz zu sehen, erfüllt unsere Herzen und Seelen mit Freude“, sagte Bürgermeister Alberto De Angelis.

Zwei Sonntagsmessen in den Gemeinden der Umgebung des päpstlichen Palastes sind bereits geplant: Eine am 13. Juli in Castel Gandolfo selbst, eine weitere am 20. Juli in Albano. Auch das Angelusgebet wird keine Pause machen. Dieses will der Papst auf der zentralen Piazza seines Ferienortes sprechen.

Das dürfte neben den rund 8.500 Einwohnern wohl auch viele Schaulustige, Touristen und Pilger anziehen: Schließlich ist es zwölf Jahre her, dass ein Papst zuletzt seinen Urlaub hier verbracht hat. Die Präsenz der Päpste in Castel Gandolfo reicht mehr als 400 Jahre zurück. Papst Clemens VIII. (1592-1605) erwarb im Jahr 1596 den dortigen apostolischen Palast, einen schlichten Barockbau. Urban VIII. (1623-1644) startete 1626 die Tradition des päpstlichen Sommerurlaubs. Seitdem folgten die meisten seiner Amtsnachfolger diesem Brauch. Auch Papst Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) verbrachten hier die heißen Tage. Letzterer zog sich auch nach seinem Rücktritt Ende Februar 2013 zunächst für einige Monate in die Residenz in den Albaner Bergen zurück, bevor er in seine Gemächer im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan zog, wo er bis zu seinem Tod wohnte.

Papst Leo wird die Villa Barberini beziehen

Der am Ostermontag gestorbene Papst Franziskus hingegen hielt weder etwas von Urlaub noch von apostolischen Palästen. Er blieb auch im Sommer in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta und arbeitete an den heißen Tagen des Jahres lediglich etwas weniger als sonst. Teile des apostolischen Palastes von Castel Gandolfo und die dazugehörigen Gärten ließ der Argentinier für die Öffentlichkeit öffnen. Das neue Museum konnte aber auch nicht verhindern, dass der Ort durch den fehlenden Papst an Prominenz verlor - und damit an Touristen und die damit verbundenen Einnahmen.

Nun soll es beides geben: den Papst und die Ausstellung. Leo wird nach Informationen von Papstsprecher Matteo Bruni nicht in der eigentlichen Papstwohnung, die einen fantastischen Blick auf den Albaner See hat, sondern in der auf dem Gelände befindlichen Villa Barberini seine Ferienunterkunft beziehen.

Wie Leo seine Zeit dort verbringen wird, darüber gibt es bislang nur Mutmaßungen: Vielleicht greift der sportliche 69-Jährige auch mal zum Schläger. Auf dem Gelände wurde vor Kurzem ein Paddle-Platz errichtet. Die Tennis-ähnliche Sportart boomt seit ein paar Jahren in Rom. Robert Francis Prevost soll ein begeisterter Tennisspieler sein.

Von Almut Siefert (epd)