Mehr als ein Jahr nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag auf das Stadtfest in Solingen hat die Diakonie ihr Engagement für die Integration von Migranten verteidigt. Wie der Bundesverband des evangelischen Hilfswerks mitteilte, sagte Präsident Rüdiger Schuch bei einer Fachtagung in Solingen: „Das bedeutet, wir verteidigen die Menschenwürde, fördern ein respektvolles Zusammenleben und setzen uns für faire Lösungen in der Integration ein.“
Am 23. August 2024 hatte der Syrer Issa al Hasan auf Besucher eines Solinger Stadtfestes eingestochen. Er tötete eine Frau und zwei Männer, acht Personen wurden durch Messerstiche verletzt. In einem Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wurde der als Asylbewerber nach Deutschland gekommene 27-Jährige zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt sowie die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Das OLG bewertete den Anschlag als islamistisch motivierte Tat.
Dem Narrativ von der „Asylindustrie“ entgegentreten
Die Idee zur Tagung stammte vom Diakonischen Werk in Solingen, das die Veranstaltung zusammen mit der Diakonie Deutschland und der Diakonie Rheinland-Westfalen ausrichtete. Die Geschäftsführerin der Diakonie Solingen, Ulrike Kilp, berichtete, dass die Diakonie nach dem Messeranschlag im August 2024 unter Druck geraten sei: „Rechtspopulistische und rechtsextreme Publikationen unterstellten uns Mitverantwortung für das Attentat.“
Mit der Fachtagung „Professionalität statt Polarisierung“ wolle man dem gezielt konstruierten Narrativ, die Wohlfahrtsverbände seien Teil einer vermeintlichen „Asylindustrie“, finanziert durch Steuergelder, entschieden entgegentreten, unterstrich Kilp. Die Diakonie sei weiterhin „gefordert, bedarfsgerechte und wirksame Integrationsarbeit zu leisten und mitzuhelfen, die Debatten zu versachlichen und unsere eigene Fachkompetenz einzubringen“.
Paul: Für eine offene Gesellschaft einstehen
„Angesichts der zunehmenden Polarisierung müssen wir uns klar gegen Hass und Hetze positionieren und jeden Tag für unsere offene Gesellschaft einstehen“, betonte NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) den Angaben zufolge in der abschließenden Podiumsdiskussion. Durch die Stärkung von Prävention und Beratung wolle das Land zudem dazu beitragen, Radikalisierungen zu verhindern.