Lebensentwürfe von Menschen, mentale Gesundheit und Männlichkeitsbilder sind nur einige Themen der Wettbewerbsfilme des 47. Filmfestivals Max Ophüls Preis. Es sei erfreulich, dass das Tabuthema psychische Gesundheit dieses Mal sehr stark vorkomme, erklärte die künstlerische Leiterin Svenja Böttger in Saarbrücken. Bilder zu zeigen, ermögliche, in den Diskurs miteinander zu gehen. Vom 19. bis zum 25. Januar sind insgesamt 146 Filme zu sehen - darunter 57 in den Wettbewerben Spielfilm, Dokumentarfilm, Mittellanger Film und Kurzfilm. Sie konkurrieren um 18 Preise im Gesamtwert von 123.500 Euro.
Überraschend sei gewesen, dass sich viele Filmschaffende mit den 1990er Jahren beschäftigt hätten, betonte Böttger. Das Motto „The 90s are back“ habe sehr gut funktioniert, der Zeitgeist aus den 90ern sei mit einem neuen Blick eingefangen worden. Für Ophüls-Programmleiterin Theresa Winkler ist es auffällig, dass Filmschaffende von sich erzählen. Viele Projekte seien hybrid und autofiktional erzählt und zeichneten sich also durch eine Mischung aus dokumentarischen und fiktionalen Elementen aus.
Figuren in Übergangs- und Krisensituationen
Im Bereich Spielfilm hat das Team laut Festivalleiterin Böttger aus 95 eingereichten Werken elf ausgewählt. Die Durchschnittslänge liege bei 86,1 Minuten. Die ausgewählten Arbeiten thematisierten soziale Bruchstellen wie Erschöpfung, Widerstand, Zugehörigkeit und Identität, erläuterte sie. „Im Zentrum stehen Figuren in Übergangs- und Krisensituationen sowie das Ringen mit Körper, Erinnerungen und bestehenden Systemen.“
Für die Kategorie Mittellanger Film wählte das Festival elf Filme aus 135 Einreichungen aus, wie Böttger erläuterte. Die Durchschnittslänge liege bei 31 Minuten. Für die Kategorie Dokumentarfilm wählte das Festival laut Programmleiterin Winkler aus 101 Einreichungen zehn aus, die eine Durchschnittslänge von 75,4 Minuten haben. „Die Arbeiten beschäftigen sich mit familiären Beziehungen, Erinnerungen, Migration und Verlust sowie der Bedeutung von Bildern als Träger persönlicher und historischer Erfahrungen.“ Weitere Schwerpunkte seien der Klimawandel, ökologische Verantwortung und Geschlechterrollen.
Preise für beste Musik in einem Dokumentarfilm ausgesetzt
Aufgrund eines fehlenden Sponsors wird bei der kommenden Ausgabe erstmals seit zehn Jahren der Preis für die beste Musik in einem Dokumentarfilm ausgesetzt, wie die Saarbrücker Kulturdezernentin Sabine Dengel erläuterte. Das Festival hoffe, im kommenden Jahr wieder einen Partner für die Auszeichnung zu finden. Insgesamt seien die Sponsoren aber über die Zeit treu geblieben, wofür das Festival dankbar sei, betonte die Co-Geschäftsführerin.
Kürzungen gebe es ausschließlich im Förderbereich und beim Sachsponsoring. Die Bundesförderung sei etwa um 50.000 Euro wieder auf das Niveau von 2023 reduziert worden, erklärte Dengel. Die saarländische Landeshauptstadt habe aus vielen Fachbereichen in kleineren Beträgen ermöglicht, dies auszugleichen. Der wirtschaftliche Druck ist ihren Worten zufolge weiter hoch. So stiegen etwa die Energiepreise, Tarife oder Mieten, sodass gewisse Kürzungen im Festival nötig seien, unter denen die Qualität aber nicht leide. Insgesamt stünden rund 1,63 Millionen Euro zur Verfügung, bei der vorherigen Ausgabe seien es noch 1,65 Millionen Euro gewesen.
Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist eines der größten und wichtigsten Foren für deutschsprachige Nachwuchsfilmschaffende. Es ist nach dem in Saarbrücken geborenen Filmregisseur Max Ophüls (1902-1957) benannt.