Die westfälische Kirche will nach Worten von Präses Adelheid Ruck-Schröder Strukturen verschlanken und neue Wege der Verkündigung beschreiten. Dass die Kirche kleiner werde, „lähmt uns nicht“, sagte die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche beim Jahresmediengespräch in Dortmund. Auch mit weniger Mitgliedern werde die Kirche „eine starke Botschaft vertreten“. Das sei eine „Botschaft, die Gerechtigkeit und Frieden im Zentrum hat“.
Weitere wichtige Themen seien Kinderarmut, Altersarmut oder Geflüchtete, sagte Ruck-Schröder, die im Juni ihr Amt als Präses der westfälischen Kirche angetreten hat. Kirche sei auch ein starker Partner im Sozialraum.
Bis zum Jahr 2028 müsse die Landeskirche eine Lücke von 28 Millionen Euro schließen, bei der Konsolidierung sei man jedoch auf einem guten Weg, erklärte die Präses. Gespart werden soll unter anderem an den Strukturen, auch im Landeskirchenamt. Das bedeute eine Verdichtung der Arbeit innerhalb der Kirche. Ziel sei es dabei, klarere Entscheidungsstrukturen zu schaffen, schneller und flexibler zu werden.
Parallele Strukturen sollen laut Ruck-Schröder abgebaut werden, sogenannte Interprofessionelle Teams in den Gemeinden gestärkt werden. Auch die Aufgabenbereiche des Präsesamts sollen umverteilt werden. Bisher gehörte zu den Aufgaben die geistliche Leitung sowie die Leitung des Landeskirchenamtes und der Synode.
Bei der Verkündigung sollen nach Worten von Ruck-Schröder neue Wege gegangen werden. „Wir öffnen Räume, wir versuchen, andere Milieus anzusprechen und andere Stile zu pflegen“, erläuterte die leitende Theologin. Ein Beispiel dafür sei die Hochschule für Kirchenmusik in Witten, bei der traditionelle Musik und Popmusik vermittelt werden. Die Kirche soll zudem auch digitaler werden.
Ruck-Schröder sprach sich dafür aus, Kooperationen auszubauen. Bereits bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe arbeiteten die benachbarten Landeskirchen zusammen. Für Strukturreformen dürfe es hierbei keine „Denkverbote“ geben. Zugleich dürften nicht zu große Einheiten entstehen, dass sich dann die Kirche von der Basis vor Ort entferne.
Die Zukunft von Kirche werde ökumenisch sein, das gelte auch bei den Schulen, unterstrich Ruck-Schröder. Sie verwies auf den gemeinsamen christlichen Religionsunterricht in der Hannoverschen Landeskirche. Das gebe es in Westfalen als Modell. Das wolle sie stärken.
Mit Blick auf den Konflikt über das Abtreibungsverbot im „Christlichen Krankenhaus“ in Lippstadt sagte die Präses, dass eine solche schwierige Frage eines Schwangerschaftsabbruches nicht dadurch gelöst werde, dass von vornherein das Ergebnis festgelegt sei. „Mir als Präses liegt außerordentlich die Begleitung von Frauen in einer Konfliktsituation am Herzen“, unterstrich sie. „Wir möchten ergebnisoffen beraten und eine Frau in dieser Situation nicht im Stich lassen.“ Gerade weil Ökumene wichtig sei, müssten unterschiedliche Auffassungen offen angesprochen und ausgetragen werden.
Gerade mit Blick darauf, dass auch mehr konfessionelle Krankenhäuser zusammengelegt werden, müsse daraus gelernt werden, sagte die Präses. Evangelisches Profil müsse auch in einem ökumenischen Krankenhaus sichtbar sein. Das Thema soll in einem öffentlichen Forum behandelt werden.
Das „Christliche Krankenhaus“ Lippstadt hatte einem Chefarzt Abtreibungen untersagt. Dagegen klagte der Arzt. Der frühere Arbeitgeber, das evangelische Krankenhaus in Lippstadt, fusionierte mit dem katholischen Dreifaltigkeits-Hospital und dem Marien-Hospital in Erwitte. Seit März firmieren die Kliniken gemeinsam als „Klinikum Lippstadt - Christliches Krankenhaus“. Der Gesellschaftsvertrag untersagt Schwangerschaftsabbrüche und assistierten Suizid.
Die westfälische Kirche kündigte weitere Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt an. Die Anerkennung des Leids sei nicht nur ein finanzielles Thema, es gehe dabei auch um Gerechtigkeit, betonte Ruck-Schröder.