
Das katholische Hilfswerk Missio warnt angesichts der Debatte um das Lieferkettengesetz davor, im Einsatz gegen Menschenhandel nachzulassen. „Wirtschaftsinteressen und Menschenrechte dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, erklärte Missio-Sprecher Johannes Seibel in Aachen. Bürokratieabbau und Wirtschaftsinteressen der Industrieländer stünden bei der Debatte im Fokus. „Der Schutz vor Ausbeutung und Versklavung, das eigentliche Ziel dieser Gesetze, gerät in den Hintergrund“, beklagte Seibel anlässlich des Internationalen Tages gegen den Menschenhandel.
Besonders für den globalen Süden sei diese Entwicklung fatal, mahnte Missio. Wenn das Bewusstsein für die gemeinsame Verantwortung von Industrie- und Entwicklungsländern im Kampf gegen Menschenhandel weiter schwinde und nur noch nationale Interessen zählten, sinke die Strafverfolgungs- und Verurteilungsrate der Täter weiter.
Der jüngste Bericht der UN-Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNDOC) zeige für 2022 mit 75.000 Fällen von Menschenhandel einen Anstieg um 25 Prozent im Vergleich zu 2019, erklärte Missio. Von den im Zeitraum 2020 bis 2023 identifizierten mehr als 200.000 Opfern seien 38 Prozent Minderjährige. 42 Prozent aller identifizierten Opfer litten unter Arbeitsausbeutung, 36 Prozent unter sexueller Ausbeutung.