Missio gegen illegalen Elektroschrott-Export nach Ghana
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Ausrangierte Computer stapeln sich auf der Müllhalde in Accras Armen-Stadtteil Agbogbloshie.
Aachen, Brüssel (epd).

Die katholische Ordensfrau Schwester Mercy Benson aus Ghana und das Hilfswerk Missio Aachen fordern die Europäische Union auf, gegen illegalen Export von Elektroschrott nach Afrika vorzugehen. In einem Gespräch mit dem CDU-Europaabgeordneten Peter Liese in Brüssel diskutierten sie, wie die Sammlung, Rücknahme und das Recycling von Elektronikgeräten in Europa verbessert werden könnten, teilte Missio in Aachen mit.

Allein Deutschland verfehle die von der EU vorgegebene Quote, jährlich mindestens 65 Prozent des Gesamtgewichts aller verkauften Elektrogeräte der letzten drei Jahre zu sammeln, um mehr als die Hälfte, erklärten Missio und Schwester Mercy vom Orden der Steyler Missionarinnen. Diese niedrige Sammelquote verhindere, dass Altgeräte auf dem Kontinent ordnungsgemäß recycelt werden könnten. Stattdessen landeten sie in Afrika.

„Wir müssen den Verbrauchern in Europa klarmachen, dass Elektroschrott nicht einfach verschwindet, wenn er nicht gesammelt wird - er richtet großen Schaden an“, betonte Schwester Mercy. Sie schilderte beispielhaft die Zustände in Agbogbloshie, einem Stadtteil von Accra, der Hauptstadt Ghanas. In dem Gebiet, über das bereits mehrere Dokumentarfilme gedreht wurden, liegt eine der größten Elektroschrott-Deponien der Welt, auch mit Geräten aus Deutschland, die illegal dorthin gekommen sein müssen. Kinder und Erwachsene arbeiteten dort unter lebensgefährlichen Bedingungen, so die Ordensfrau.

„Es reicht nicht, nur die Recyclingquote zu betrachten. Entscheidend ist, wie viel tatsächlich gesammelt und fachgerecht behandelt wird“, erklärte Peter Liese laut Missio. Der EU-Parlamentarier sicherte zu, das Thema und die Beschäftigung mit Schlupflöchern bei der Weitergabe von Altgeräten ins Europäische Parlament zu nehmen.

Die Europäische Kommission hat Deutschland im Juni nach eigenen Angaben vor dem Gerichtshof der Europäischen Union wegen nicht ordnungsgemäßer Umsetzung der EU-Regelungen zur öffentlichen Auftragsvergabe verklagt. Auch wurde Deutschland aufgefordert, die Abfallrahmenrichtlinie und die EU-Vorschriften über den EU-Rückkehrausweis ordnungsgemäß umzusetzen.

In Deutschland regelt die sogenannte EEAG-Richtlinie (Elektro- und Elektronik-Altgeräte) beziehungsweise WEEE (Waste of Electronical and Electronic Equipment) die Rücknahme und Entsorgung von elektronischen Altgeräten in der EU. Händler beziehungsweise Unternehmen müssen in jedem EU-Land, in dem sie ihre Produkte verkaufen, bei den für die Bewirtschaftung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten zuständigen Behörden registrieren lassen. Sie müssen in den jeweiligen Ländern regelmäßig Bericht darüber erstatten, welche Arten von Geräten hergestellt, vertrieben oder verkauft wurden und in welchem Umfang das geschehen ist. Für die Rücknahme und das Recycling von Altgeräten können sie sich entweder einem bestehenden System anschließen oder ein eigenes System einrichten.