
Bei der Überprüfung von 7.489 Personalakten im Evangelischen Kirchenkreis Wuppertal auf Hinweise sexueller Gewalt haben externe Fachkräfte insgesamt sieben Verdachtsfälle entdeckt. „Sie liegen nun zur Prüfung bei der Evangelischen Kirche im Rheinland“, erklärte der Kirchenkreis mit. Diese habe unabhängige Staatsanwälte mit der vertieften Sichtung beauftragt. „Die Juristen schätzen die Relevanz nicht nur strafrechtlich, sondern auch im Hinblick auf das institutionelle Versagen der Kirche ein“, hieß es.
Insgesamt waren den Angaben zufolge sieben Expertinnen und Experten, darunter drei ehemalige Kripobeamte, sieben Monate mit den Akten aus der Zeit der Nachkriegsjahre bis heute beschäftigt. „Jede Akteneinsicht wurde dokumentiert und Auffälligkeiten nachgegangen - wie etwa plötzlichen Kündigungen, Beschwerdebriefen oder versteckten Formulierungen, die auf sexuell übergriffiges Verhalten hindeuteten“, erklärte der Kirchenkreis. Für den früheren Kripo-Beamten Frank Gartmann sind die Akten ein „Spiegelbild der Gesellschaft“. Diese habe sich viele Jahrzehnte nicht mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzen wollen.
Die Wuppertaler Superintendentin Ilka Federschmidt betonte, dass das Leid der Betroffenen niemals ungeschehen gemacht werden könnte, „aber wir können einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sie sich gesehen und in ihrem Leid gewürdigt fühlen“. Mit dem Aktenstudium zeige die Kirche, dass sie die Aufklärung ernst nehme. Das Screening war ein Pilotprojekt mit der Evangelischen Kirche im Rheinland. Weitere Kirchenkreise haben mit solchen Aktenprüfungen begonnen oder bereiten sie vor.
„Gleichwohl ist uns bewusst, dass die Akten nur bedingt aussagekräftig sind“, räumte die Theologin ein. „Wir brauchen die Mithilfe von Betroffenen, Angehörigen und Zeitzeugen.“ Diese können sich laut Kirchenkreis ab Herbst über eine spezielle Kontaktadresse an entsprechend geschulte Mitarbeiterinnen des Kirchenkreises wenden. Federschmidt verwies aber auch auf die Möglichkeit, externe, nicht kirchliche Stellen zu kontaktieren.