Ehemalige Präses Kurschus: Evangelium fordert positive Toleranz
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Annette Kurschus
Bielefeld (epd).

Das Evangelium fordert nach Worten der früheren westfälischen Präses Annette Kurschus eine positive Toleranz. Ihr Ziel sei es, das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens, Religion und Weltanschauung gedeihlich zu gestalten, sagte die heutige Pastorin und Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld laut Redetext. Toleranz ende dort, wo Menschenwürde verletzt und Menschenrechte mit Füßen getreten würden.

Positiv werde Toleranz dadurch, dass sie nicht nur dulde, sondern auch eine eigene Vorstellung von gutem Zusammenleben entwickelt und in die Tat umsetze, sagte Kurschus in einem Vortrag in der Peter-und-Pauls-Kirche über Toleranz im christlichen Kontext. Diese Art von Toleranz stehe dafür, dass gute Nachbarschaft mehr sei als ein konfliktfreies Nebeneinanderher-Leben.

Die Forderung der Toleranz könne jedoch auch „mit einer ausgesprochenen Aggressivität einhergehen“, erläuterte die Theologin. So gebe es Propagandisten der Toleranz, die jede Art von religiöser Bindung kategorisch abweisen würden, weil sie Religion - auch den christlichen Glauben - prinzipiell als intolerant und somit als friedensgefährdend einschätzen würden.

In einem „unzertrennlichen Miteinander“ von Toleranz und Vielfalt liege das Eigene, was Christen zum Thema „Toleranz“ zu sagen haben, sagte die Theologin. Das sei heute so aktuell wie kaum je zuvor. Die christlichen Kirchen hätten es in ihrer Geschichte immer wieder und zum Teil in verheerender Weise an Toleranz fehlen lassen, räumte Kurschus ein. „Niemand kann sich für Intoleranz, Unduldsamkeit oder gar Gewalttätigkeit zu Recht auf das Evangelium berufen“, unterstrich sie.

Christliche Toleranz bedeute nicht, das eigene Glaubensbekenntnis zu relativieren, führte die Theologin aus. Christliche Toleranz brauche Glaubensgewissheit. Für Christen könne niemand einen anderen Grund legen als den, der gelegt sei, welcher Jesus Christus sei. Daher könne sich diese Toleranz ohne Furcht auf Menschen einlassen, die auf anderem Grund stünden.