Das Erzbistum Köln will als Zeichen der Erinnerung, des Gedenkens und der Verantwortung für die Missbrauchsfälle durch Geistliche Purpurbuchen pflanzen. Rund um den europäischen Gedenktag für Betroffene sexuellen Missbrauchs am 18. November seien katholische Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen im ganzen Erzbistum dazu eingeladen, teilte das Erzbistum am Montag mit. Jede gepflanzte Purpurbuche solle in der jeweiligen Gemeinde vor Ort ein sichtbarer Ort des Innehaltens, der Trauer, aber auch der Hoffnung sein.
Die Purpurbuchen stehen als Symbol für die Verpflichtung, das Leid Betroffener sexuellen Missbrauchs in der Kirche nicht zu vergessen, wie das Erzbistum erklärte. Mit den von Betroffenen selbst verfassten Gedenktafeln sollen die Bäume mit ihren roten Blättern an die Verletzungen und an das erfahrene Unrecht erinnern. Zugleich symbolisierten sie das Leben, „das weiterwächst, wenn Achtsamkeit und Verantwortung Raum bekommen“. Die Aktion ist den Angaben nach Teil der Bemühungen des Erzbistums Köln, Aufarbeitung, Erinnerung und Prävention sexuellen Missbrauchs in kirchliches Handeln zu integrieren. Sie wurde im Jahr 2025 ins Leben gerufen. Die Idee stammt ursprünglich aus dem Bistum Münster.
„Erinnerung und Gedenken sind notwendig, um aus der Vergangenheit zu lernen“, erklärte Erzbischof Rainer Maria Woelki. „Wir müssen hinhören, wachsam sein und von den Betroffenen lernen, damit solches Leid in Zukunft verhindert wird.“
Zwei Gutachten belegen vielfachen Missbrauch durch Geistliche
Der Kölner Kardinal Woelki steht seit Jahren wegen der Kommunikation zu Missbrauchsfällen der vergangenen Jahrzehnte durch Geistliche in der Kritik. Unter anderem hatte Woelki ein in Auftrag gegebenes erstes Rechtsgutachten einer Münchener Kanzlei ein Jahr lang unter Verschluss gehalten. Die Münchner Anwälte waren in Akten auf 233 Beschuldigte und 274 Opfer gestoßen. Ein zweites, ebenfalls 2021 veröffentlichtes Rechtsgutachten einer anderen Kanzlei bezifferte die Zahl der Kleriker, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben sollen, auf 127 und belastete vor allem Woelkis Amtsvorgänger im Umgang mit Missbrauchsfällen schwer.
In einem späteren gerichtlichen Verfahren sah sich Woelki selbst im Zusammenhang mit einer Beförderungspersonalie mit Vorwürfen des Meineids und Falschaussagen konfrontiert. Das Verfahren gegen Woelki wurde im Juni dieses Jahres gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt.