Liebevoll verfehlt: Was tun, wenn das Geschenk nicht passt?
s:99:"Warum Fehlgeschenke wehtun - und wie man mit Takt, Humor und klaren Fristen das Beste daraus macht.";
Warum Fehlgeschenke wehtun - und wie man mit Takt, Humor und klaren Fristen das Beste daraus macht.
Rheinberg, Bielefeld (epd).

Zu Weihnachten wird so viel verschenkt wie zu keinem anderen Anlass. Im Schnitt investieren Deutsche rund 500 Euro dafür. „Geschenke sind mehr als materielle Dinge, sie stärken soziale Bindungen und aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn“, erklärt die Rheinberger Psychotherapeutin Sandra Sett. Beim Schenken wie beim Beschenktwerden werde Dopamin ausgeschüttet, das Hormon für Glücksgefühle. „Geben macht oft glücklicher als Nehmen, weil es Wertschätzung und Nähe signalisiert“, sagt Sett.

„Schenken heißt: Du bist mir wichtig, ich habe an dich gedacht“, ergänzt der Hamburger Sozialpsychologe Hans-Peter Erb. Umso größer sei die Enttäuschung, wenn das Geschenk nicht ankommt. „Das kann sich für den Geber wie eine Zurückweisung anfühlen“, erklärt er.

Freundlich und ehrlich sein

Gerade deshalb rät der „Arbeitskreis Umgangsformen International“ (AUI) aus Bielefeld zum behutsamen Umgang mit Fehlgeschenken: Zuerst freundlich bedanken, etwas Positives hervorheben - und dann in der Ich-Form ehrlich bleiben. Ein Beispiel: „Vielen Dank für die Mühe, die Verpackung ist wunderschön! Ich nutze so etwas aber kaum. Wollen wir es gemeinsam umtauschen?“

Während man bei Vorgesetzten oder entfernten Bekannten besser schweigt, empfiehlt sich in der Familie oder im Freundeskreis Offenheit, um künftige Fehlkäufe zu vermeiden. Das bloße Weitergeben von unpassenden Geschenken ist dagegen riskant: „In engen Kreisen spricht sich das schnell herum und verletzt doppelt“, warnt der AUI. Sinnvoller sei es, ungewollte Präsente anonym zu spenden oder über Tauschbörsen weiterzugeben.

Geschenke spenden und Gutes tun

Eine Möglichkeit bieten die bundesweit 56 Oxfam-Shops. „Wer seine ungeliebten Geschenke bei uns abgibt, schenkt ihnen ein zweites Leben und unterstützt Hilfsprojekte weltweit“, sagt Marketing- und Kommunikationsleiterin Alexandra Grömling. Im vergangenen Jahr wechselten dort mehr als drei Millionen Secondhand-Artikel für den guten Zweck den Besitzer. Spenden könne man Kleidung, Accessoires, Bücher oder Dekoartikel - „Hauptsache, sie sind gut erhalten“, sagt Grömling. Das schaffe Platz, vermeide Müll und mache anderen Freude.

Wer die Geschenke lieber umtauschen möchte, sollte die Fristen kennen. Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland in Kehl erinnert: Bei Online-Bestellungen gilt EU-weit ein 14-tägiges Widerrufsrecht ohne Begründung. Bei defekten Waren besteht Anspruch auf Reparatur, Ersatz oder Erstattung - unabhängig davon, ob sie im Laden oder im Internet gekauft wurden. Nur wenn das Produkt schlicht nicht gefällt, hängt alles von der Kulanz des Händlers ab.

Von Matthias Pankau (epd)