Umweltverbände fordern einen Stopp der Jagd auf Graureiher in Thüringen. Nach dem Ende der ganzjährigen Schonzeit für die Großvögel im Jahr 2004 seien die Brutbestände im Freistaat um 66 Prozent zurückgegangen, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Brief dreier Naturschutzverbände an Landesumweltminister Tilo Kummer (BSW). Seitdem seien landesweit durchschnittlich 487 Graureiher pro Jahr geschossen worden. Das entspreche etwa 43 Prozent des mittleren Brutbestandes der vergangenen 20 Jahre.
Vogelzählungen in Thüringen belegen den Angaben zufolge, dass die ungeregelte Bejagung des Graureihers in Thüringen für das Verschwinden der Art verantwortlich sei. Der Bestand des Graureihers liege normalerweise in Thüringen bei etwa 1.000 Brutpaaren. Die anhaltende Jagd führe dazu, dass im Schnitt jedes Brutpaar pro Jahr jeweils einen Partner verliere, der dann für die Reproduktion fehle.
Der Vorsitzende des Naturschutzbunds Thüringen, Martin Schmidt, kritisierte, dass im Freistaat versucht werde, die Jagd auf den Graureiher mit den Verlusten für die Fischereiwirtschaft zu rechtfertigen. Dies sei allerdings durch keinerlei Studien oder Zahlen zu solchen wirtschaftlichen Schäden belegt.
Graureiher ernähren sich in Gewässernähe vor allem von Fischen und Amphibien. Sie fressen jedoch unter anderem auch Mäuse, Insekten oder Regenwürmer. Für die Geschäftsführerin der Grünen Liga Thüringen, Grit Tetzel, tragen daher nicht die Graureiher die Schuld dafür, dass es in den Gewässern zu wenige Fische gibt. Vielmehr seien die Flüsse und Bäche in einem bedauerlich schlechten Zustand.