Laut dem Naturschutzbund (Nabu) brechen rund einen Monat nach Ende der Hauptreisezeit Tausende weitere Kraniche Richtung Frankreich und Spanien auf. Grund dafür sei der Kälteeinbruch bei gleichzeitig günstigem Rückenwind für den Flug nach Südwesten, teilte die Organisation am Freitag in Berlin mit. Die Vögel seien vor allem auf einem Flugkorridor über Nordrhein-Westfalen und auf einer von Hessen über Rheinland-Pfalz ins Saarland zu beobachten.
Allein an Heiligabend hätten sich laut den Zählungen einer Beobachtungsgruppe in Hessen 2.647 Kraniche auf den Weg gemacht. An den jetzigen Temparaturen liege es allerdings noch nicht, erklärte NABU-Sprecher Helge May. „Die sogenannte Winterflucht ist eher eine Vorsichtsmaßnahme, denn oft folgt auf einen Temperatureinbruch ja auch Schnee.“
Klimawandel verändert Winterquartiere
Die meisten Kraniche würden demnach nicht bis Spanien durchfliegen, sondern stattdessen in „Tagesreiseentfernung“ milde Regionen in Frankreich aufsuchen. „Wird es erneut wärmer, kann es sein, dass sie noch im Winter wieder nach Deutschland zurückkehren.“ In Deutschland hielten sich vor Weihnachten demnach noch mehrere Zehntausend Kraniche auf, darunter rund 15.000 in der Diepholzer Moorniederung.
Alle Kraniche brauchen laut dem Nabu Gewässer als Schlafplatz oder als Schutz ihrer Nester vor Fressfeinden. Durch Klimawandel und menschliche Aktivitäten würden ihre Lebensräume schwinden. Deshalb würden mehr Kraniche ihr Winterquartier anfliegen. Afrika werde dem Nabu zufolge von den mehr als 400.000 sogenannten Westziehern schon seit einiger Zeit nicht mehr angeflogen.