Dusel fordert verpflichtende Barrierefreiheit auch im Privatsektor
Berlin (epd).

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, fordert, auch private Anbieter von Produkten und Dienstleistungen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, gesetzlich zur Barrierefreiheit zu verpflichten. Da gebe es in Deutschland einen riesigen Nachholbedarf, sagte Dusel der „tageszeitung“ (Online).

Barrierefreiheit im öffentlichen Sektor, etwa, ob man mit dem Rollstuhl ins Rathaus kommt, klappe „meistens schon ganz gut“, sagte Dusel, der das Amt seit 2018 innehat: „Aber nun geht man ja nicht jeden Tag ins Rathaus. Sondern die Frage ist eher, wie komme ich in die Kneipe um die Ecke oder wie ist es, wenn ich eine Fachärztin oder Facharzt aufsuche?“

Dusel spricht sich dafür aus, mangelnde Barrierefreiheit zu bestrafen. „Der Koalitionsvertrag ist in der Beziehung tatsächlich ein bisschen unkonkret“, sagte der Jurist, der von Geburt an stark sehbehindert ist. Die Bundesregierung wolle darauf hinwirken, dass auch private Anbieter mehr Barrierefreiheit umsetzen. Aber nach seinen Erfahrungen brauche es da gesetzliche Regelungen.

„Da auf bessere Einsicht zu warten, wird nicht zielführend sein“, sagte Dusel. Barrierefreiheit sei ein Qualitätsstandard für ein modernes Land: „Das heißt, wenn wir unser Land barrierefreier machen, machen wir es moderner und besser. Und wer heutzutage noch etwas mit Barrieren baut, sei es einen Bahnhof oder eine digitale Infrastruktur, der ist unprofessionell und macht einen schlechten Job“, sagte Dusel.