Nur 15 Prozent der Musikfestivals machen Gewinn
Berlin (epd).

Elektronische Musik ist einer Studie zufolge mit 42 Prozent die am häufigsten vertretene Musikrichtung bei deutschen Musikfestivals. Fast vier von fünf Festivals sind zudem nicht-kommerziell ausgerichtet, wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellte erste genreübergreifende Studie der deutschen Festivallandschaft zeigt. Die Initiative Musik, die Bundesstiftung LiveKultur und das Deutsche Musikinformationszentrum ermittelten für die Studie 1.764 Musikfestivals in Deutschland.

325 Festivals und damit knapp ein Fünftel fanden im Untersuchungszeitraum 2023/2024 demnach in Nordrhein-Westfalen statt, gefolgt von Bayern (303). In den ostdeutschen Ländern (ohne Berlin) fanden 19 Prozent der Festivals statt. Den höchsten Anteil im Osten hatte Sachsen, wo sechs Prozent (113) aller deutschen Festivals stattfanden. 60 Prozent der Festivals fanden nicht in Großstädten statt. Die meisten Veranstaltungen (43 Prozent) waren Klein- oder Kleinstfestivals mit 900 bis unter 5.000 Besuchenden.

Knapp 70 Prozent der Veranstalter zeigten sich zuversichtlich, dass ihre Festivals auch in den nächsten Jahren noch stattfinden werden. Zehn Prozent stehen demnach vor dem Aus oder befürchten es.

Laut der Untersuchung spielt das Ehrenamt eine tragende Rolle. Vier von fünf Festivals setzten demnach auf freiwillige Kräfte. Zudem seien gerade für Klassikfestivals öffentliche Förderungen wichtig. Sie generierten 40 Prozent der Einnahmen. Bei der Popmusik seien hingegen der Ticketverkauf (39 Prozent) und das gastronomische Angebot (21 Prozent) die wichtigsten Einnahmequellen. Bei elektronischen Musikfestivals machten Tickets gar 54 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Selten durch die öffentliche Hand gefördert wird Rockmusik.

Die Kosten für Festivals seien in den vergangenen Jahren um rund 35 Prozent gestiegen, hieß es. Gleichzeitig stiegen die Ticketpreise um etwa 50 Prozent an.

Die Studie zeigt zudem, wie viel Festivals an Gagen für ihre Headliner, Hauptacts und Star-Solisten ausgaben. Diese bekamen demnach für ihre Auftritte durchschnittlich 7.323 Euro. Drei Prozent der Festivals zahlten sogar 50.000 Euro und mehr für ihre Headliner.

Durchschnittlich standen 313.000 Euro Einnahmen Ausgaben in Höhe von 296.000 Euro pro Festival gegenüber. Unter den Klassikfestivals machten nur drei Prozent Gewinn. Dagegen konnte jedes fünfte Popularmusikfestival ein Plus vorweisen.

Für den Gründer des Wacken-Festivals, Holger Hübner, sind jedoch nicht nur die gestiegenen Vergütungen ein Problem, „sondern auch die Wetterkapriolen durch den Klimawandel“. Er mahnte zudem an, die Musikszene ganzheitlich zu sehen: „Ohne funktionierende Clubszene werden auch die Festivals nicht funktionieren.“

Die Studie soll laut den Initiatoren eine Forschungslücke schließen und die Vielfalt, Strukturen und Herausforderungen von deutschen Festivals zeigen. Sie wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach zwischen 2023 und 2024 durchgeführt. Aufgrund der Übereinstimmung der Stichprobe mit der geografischen Verteilung und Genre-Zuordnung sei die Studie repräsentativ für die Festivallandschaft, hieß es.