Ostbeauftragte: Kirche ist Vorkämpferin der Demokratie
Berlin (epd).

Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser (SPD), hat die evangelische Kirche als „erprobte Vorkämpferin der Demokratie“ gewürdigt. Die Kirche schaffe mit ihrer Arbeit „offene Orte der Gemeinschaft, des Austauschs und der Spiritualität“, erklärte Kaiser am Mittwochabend in der Berliner Samariterkirche beim Reformationsempfang der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Außerhalb der Familie falle ihr kein anderer Ort ein, „an dem alle Generationen so regelmäßig zusammenkommen und Gemeinschaft erleben“. „Wir brauchen genau solche Orte, an denen die Lebenswelten sich treffen und die Menschen in den produktiven Austausch gehen“, sagte Kaiser weiter: „Lebendige, diskursfreudige Kirchengemeinden sind ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Demokratie.“

Menschenverachtende Argumente keine Grundlage für Debatte

Allerdings gebe es bei den Debatten eine Grenze, so Kaiser: „Wenn statt Fakten Verschwörungstheorien vorgetragen werden, wenn Argumente menschenverachtend und Parolen verfassungsfeindlich werden, dann ist das keine Grundlage für einen Austausch.“ Wer so unterwegs sei, dürfe keine Plattform bekommen, betonte die aus dem thüringischen Gera stammende SPD-Politikerin.

In dieser Frage habe sich die Kirche klar positioniert und müsse standhaft bleiben: „Damit die vielen Demokratinnen und Demokraten in Ostdeutschland - die es gibt, die in der Mehrheit sind - keine Einzelkämpfer bleiben“, sagte Kaiser.

Vielfältige Nutzung kirchlicher Räume

Die unter anderem für die Kirchen zuständige Berliner Senatorin für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Sarah Wedl-Wilson (parteilos), ermunterte Gläubige, sich an der notwendigen Erneuerung und Reformierung der Demokratie zu beteiligen. Demokratiebildung beginne in jungem Alter. Zu den Demokratie-stärkenden Orten in der Stadt und darüber hinaus gehörten zweifellos schon jetzt die Kirchen, unterstrich die Senatorin. Sie regte auch zu einer noch vielfältigeren Nutzung von kirchlichen Gebäuden und Räumlichkeiten an. Der Bedarf an solchen Räumen, auch zur politischen Bildung, wachse beständig. Kirchliche Räume könnten und sollten „Hotspots der Demokratie“ werden, sagte die Senatorin.

Auch der frühere thüringische Ministerpräsident und jetzige Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) regte intelligente Lösungen für die Nutzung kirchlicher Räume an und verwies auf Beispiele aus dem Freistaat. Dass sich etwa in Thüringen nur noch eine Minderheit an Kirchen gebunden fühle, berge auch Chancen, unterstrich der Linken-Politiker.