Erzbischof: Gedenken an Srebrenica ist Auftrag für Wachsamkeit
Berlin (epd).

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hat zum Gedenken an den Völkermord im bosnischen Srebrenica vor 30 Jahren aufgerufen. Das damalige Massaker von bosnisch-serbischen Truppen an mehr als 8.000 muslimischen Bosniern widerspreche allem, wofür Kirche stehe, sagte Koch am Samstag im RBB-Hörfunk 88,8. „Die Botschaft der Liebe, wie sie im Evangelium steht, gilt allen Menschen - Christen, Muslimen, Juden; Menschen jeden Glaubens oder ohne Glauben.“

Die Täter von damals hätten aus Nachbarn Feinde, aus Menschen Objekte des Hasses gemacht. „Sie zerstörten nicht nur Leben, sondern das Vertrauen ganzer Gemeinschaften“, sagte Koch.

Der Erzbischof appellierte, heute wachsam zu sein für die Zeichen, die dem Hass vorausgehen: „Wenn Menschen zu 'den Anderen' gemacht werden, wenn Nachbarn plötzlich als Feinde gelten, wenn Lügen über Menschengruppen verbreitet werden.“

Das Gedenken an Srebrenica sei kein Blick zurück in Resignation, sondern ein Auftrag für heute, betonte Koch: „Nie wieder soll geschehen, was damals geschah. Nie wieder sollen Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Zugehörigkeit verfolgt und ermordet werden.“

Im Jugoslawien-Krieg vor 30 Jahren hatten am 11. Juli 1995 bosnisch-serbische Truppen unter dem Befehl von Armeechefs Ratko Mladic die UN-Schutzzone in Srebrenica gestürmt und wehrfähige Jugendliche und Männer von Kindern, Frauen und Alten getrennt. Mindestens 8.372 der Männer und Jungen wurden in den folgenden Tagen ermordet. Das Massaker von Srebrenica gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.