DDR-Bürgerrechtlerin Poppe: Pazifismus hilft heute nicht
Berlin (epd).

Die DDR-Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe hat eine Abkehr von pazifistischen Idealen gefordert. Mit Blick auf Russlands Krieg in der Ukraine sagte Poppe dem „Tagesspiegel“-Newsletter „Im Osten“ (Donnerstag), „ein Waffenstillstand in einem vom Aggressor besetzten Land ist kein Frieden“. „So gut, wie die Losung ‚Frieden schaffen ohne Waffen‘ im Kalten Krieg war, so wenig hilft sie uns heute angesichts des militärischen Angriffs auf die Ukraine“, sagte die frühere Mitstreiterin in der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR.

Die 72-jährige Poppe war in der DDR Mitbegründerin und zentrale Akteurin der pazifistischen Oppositionsgruppe „Frauen für den Frieden“, der unter anderem auch die 2010 verstorbene Malerin Bärbel Bohley angehörte. Von 2010 bis 2017 war Poppe die erste Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur.

Die „Frauen für den Frieden“ hatten sich in den 1980er Jahren in Ost-Berlin und in der gesamten DDR für Abrüstung und Menschenrechte eingesetzt. Sie waren eine der damals wichtigsten Oppositionsgruppen und verstanden sich als Teil der internationalen Frauenfriedensbewegungen. An der evangelischen Auferstehungskirche in Berlin-Friedrichshain erinnert seit Mai eine Gedenktafel an die Ost-Berliner Gruppe.

Die damaligen Bürgerrechtlerinnen würden sich noch heute treffen und über die aktuelle Lage sprechen, sagte Poppe: „Die Mehrheit von uns ist solidarisch mit den Ukrainerinnen und Ukrainern, den Oppositionellen in Belarus und Russland.“ Frieden sei von der Menschenrechtsfrage nicht zu trennen.