Berlin erwartet am 26. Juli nicht nur 80 Wagen, 100 Fußgruppen und Hunderttausende Teilnehmende, sondern auch ein „kämpferischer und mutiger“ Christopher Street Day (CSD). Das erklärte der Co-Vorstand des Berliner CSD-Vereins, Marcel Voges, am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms. Eine „neue Qualität von Angriffen“ und rechter Mobilisierung bereite der queeren Community und damit den CSD-Veranstaltungen Sorge. Daher wolle man „Nie wieder still“ sein, ein bundesweites CSD-Motto, das man mit mehr als 50 CSD gemeinsam entworfen habe.
Auf der Demonstration sollen drei politische Kernforderungen gestellt werden: der Erhalt der Community- und Beratungsstrukturen, die Aufnahme queerer Menschen ins Grundgesetz und ein wirksamer Kampf gegen Hasskriminalität, hieß es.
Zur Eröffnung um 11:30 Uhr an der Leipziger Straße/Ecke Charlottenstraße werden demnach Bundestagsvizepräsidentin Josephine Ortleb (SPD) und der Grünen-Politiker Omid Nouripour reden, außerdem die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke). Zudem werden Berlins Antidiskriminierungssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) und der Queer-Beauftragte Alfonso Pantisano erwartet.
Die Route bleibe im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Es sollen allerdings im Gegensatz zum vergangenen Jahr 15 Wagen über die Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor vorfahren, wo die Abschlusskundgebung stattfindet. Dort erwartet die Teilnehmenden auf der Hauptbühne bis Mitternacht Musik und Reden.
Unter anderem werde der aus mehr als 100 Personen bestehende „D-Dur Dykes Lesbenchor“ singen. Redebeiträge gebe es unter anderem von der Berliner Aids-Hilfe und Vertretern des CSD Budapest, zu dem trotz Verbot rund 200.000 Menschen gekommen waren. Als Schlussakt solle der Berliner DJ „Alle Farben“ auftreten. Zudem gebe es ein Kinderprogramm.
Zusätzlich gebe es fünf DJ-Bühnen mit unterschiedlichen Musikrichtungen: Die Pop-, Community-, All-Time-Favorites-, Schlager- und Techno-Bühne. Im Nachgang sollen drei offizielle Afterpartys stattfinden.
Es sollen zudem zwei Preise verliehen werden. Der „Green Rainbow Award“ für den umweltfreundlichsten Wagen und der mit 1.000 Euro dotierte „Soul of Stonewall Award“.
Gemeinsam mit Helfern wolle man am darauffolgenden Nachmittag im Tiergarten eine Müllsammel-Aktion starten. Es seien zudem Maßnahmen zur Barrierefreiheit getroffen worden, so gebe es etwa wieder Podeste für Rollstuhlfahrer und einen Inklusionstruck der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG). Die Organisatoren lobten die Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei. Die hätten deren Themen „total gut auf dem Schirm“. Bislang sei keine Gegendemonstration angemeldet.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.