Demis Volpi verlässt das Hamburg Ballett. Nach nur einem Jahr stimmte der Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper am Dienstag der vorzeitigen Auflösung des Vertrages mit dem Ballettintendanten zu, wie die Kulturbehörde mitteilte. Der Aufsichtsrat und der 39-jährige Deutsch-Argentinier hätten sich „einvernehmlich“ auf einen Auflösungsvertrag zum Ende der Spielzeit 2025/26 und auf eine sofortige Freistellung verständigt. Bis zum Ende der Spielzeit werde eine gemeinschaftliche Interimsleitung der Compagnie angestrebt, hieß es.
Seit Wochen stand der Nachfolger von John Neumeier (86) in der Kritik, unter anderem hätten ihm Tänzerinnen und Tänzern ein schlechtes Arbeitsklima und mangelnde Kompetenz vorgeworfen. Mehr als die Hälfte der Tänzerinnen und Tänzer hatte sich Ende April mit einem Brandbrief an Kultursenator Carsten Brosda (SPD) gewandt. Fünf Erste Solisten haben bereits beim Hamburg Ballett gekündigt.
Der Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper bedauerte, „dass es nicht gelungen ist, eine gemeinsame Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit im Hamburg Ballett zu schaffen“. Volpi sagte: „Meine Vision - sowohl in künstlerischer Hinsicht als auch im Hinblick auf eine zeitgemäße Struktur, die offene und verantwortungsvolle Zusammenarbeit innerhalb einer Ballettcompagnie ermöglicht - ließ sich trotz intensiver Bemühungen unter den aktuellen Rahmenbedingungen am Hamburg Ballett nicht weiter verwirklichen.“
Aktuell fänden Gespräche mit dem stellvertretenden Ballettintendanten Lloyd Riggins, dem Ballettbetriebsdirektor Nicolas Hartmann und der stellvertretenden Direktorin der Ballettschule Gigi Hyatt statt, hieß es. Zudem werde mit dem Ballettbetriebsdirektor Nicolas Hartmann über die interimistische Übernahme der Position des Geschäftsführers verhandelt. In Abstimmung mit dem Betriebsrat soll zudem ein extern moderierter Prozess mit der Compagnie eingeleitet werden, in dem unter anderem Maßgaben für die künftige Zusammenarbeit in der Compagnie sowie die Anforderungen an eine künftige Ballettdirektion erarbeitet werden.
Kultursenator Brosda: „Wir werden nun zunächst die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen. Die Interimsleitung soll die Arbeit im Sinne der bisherigen Planungen und damit die Weiterentwicklung des Hamburg Ballett zwischen Tradition und Moderne fortführen.“ Parallel dazu sollen die Voraussetzungen für eine langfristige Nachfolge „sorgfältig geschaffen“ werden, sagte der Senator.