Symposium zu Spuren der Kolonialgeschichte im Hamburger Michel
Hamburg (epd).

Spuren der Kolonialgeschichte Hamburgs im Michel sind Thema eines Symposiums in der evangelischen Hamburger Hauptkirche. Es trägt den Titel „Koloniales Erbe in Kirchenräumen - Gedenktafel in St. Michaelis“ und findet vom 23. bis 25. September (jeweils 18.30 bis 20.30 Uhr) statt. Wie die Hauptkirche St. Michaelis am Mittwoch mitteilte, lädt sie dazu zusammen mit dem Ökumenewerk der Nordkirche ein. Ausgehend von der Gedenktafel biete das Symposium die Möglichkeit, Spuren der Kolonialgeschichte Hamburgs in St. Michaelis angemessen zu kontextualisieren, hieß es.

Eröffnet wird das Symposium den Angaben zufolge am 23. September von Michel-Hauptpastor Alexander Röder. Julian zur Lage von der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ werde in einem Impulsvortrag eine historische Einordnung geben. Auf dem Podium würden Gäste sowohl afrikanische und asiatische Perspektiven als auch die gemeindliche Sicht einbringen.

Am zweiten Abend sei die Autorin und gebürtige Kamerunerin Mirrianne Mahn zu Gast. Sie setze sich gegen Rassismus, Diskriminierung und für mehr Diversität ein. In ihrem Buch „Issa“ erzähle sie das Schicksal von fünf Frauen, deren Leben über die Linien kolonialer Ausbeutung verbunden sind. Am dritten Abend sollen konkrete Ideen für den künftigen Umgang mit der Gedenktafel im Michel entwickelt werden.

Während des Wiederaufbaus des Michel nach seiner Zerstörung 1906 hatte der Senat beschlossen, St. Michaelis zum zentralen Gedenkort für verstorbene Soldaten aus Hamburg zu bestimmen. 1913 sei jene Tafel angebracht worden, auf der an die „für Kaiser und Reich“ aus Hamburg Verstorbenen in Kolonien im südwestlichen und östlichen Afrika und in China erinnert wird.

Hinter den kriegerische Auseinandersetzungen stand das deutsche Bemühen, sich als Kolonialmacht zu behaupten, heißt es aus St. Michaelis. Im heutigen Namibia im Südwesten Afrikas sei ein Vernichtungskrieg gegen Angehörige aus den Völkern der Herero und Nama geführt worden. In China hätten Mitglieder der sogenannten „Boxer“-Gruppierung einen Aufstand gegen die Kolonialmacht und eine Christianisierung begonnen. Dieser Aufstand sei von deutschen Truppen niedergeschlagen worden.

2001 sei erstmals von Mitgliedern einer bundesweiten Arbeitsgruppe der Evangelischen Studentengemeinde Canaal die Einseitigkeit des Gedenkens in Frage gestellt worden. Es sei kritisiert worden, dass die Opfer unter den Menschen aus Afrika und China unerwähnt bleiben. 2013 habe ein Symposium zur Gedenktafel stattgefunden, an dem auch Vertreter der Herero und Nama teilgenommen hätten. Vor einigen Jahren habe St. Michaelis mit einem erklärenden Flyer auf die Kritik an der Tafel reagiert.