Die Landessynode der evangelischen Nordkirche hat auf ihrer November-Tagung im Maritim-Hotel in Lübeck-Travemünde die Kirchenleitung neu gewählt und die neuen „Grundlinien kirchlichen Handelns“ beschlossen. Die Synodalen beschlossen zudem die Übernahme der Anerkennungsrichtlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Betroffene sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie in Nordkirchenrecht.
Von den bisherigen 13 gewählten Mitgliedern der Kirchenleitung hatten fünf erneut kandidiert, vier wurden wiedergewählt. Neu gewählt wurden neun Personen. Das Durchschnittsalter der gewählten Mitglieder beträgt 48 Jahre.
Nordkirche öffnet sich für modernere Formate
Mit den „Grundlinien kirchlichen Handelns bei Taufe und Abendmahl sowie bei Gottesdiensten anlässlich von Konfirmation, Eheschließung und Bestattung“ schafft die Landessynode zum 1. Januar 2026 ein einheitliches, verbindliches Kirchenrecht und zeitgemäße Regelungen zu kirchlichen Amtshandlungen. Bei der Taufe beispielsweise können künftig nicht-evangelische Paten stärker einbezogen werden. Insgesamt öffne sich die Nordkirche stärker für moderne Gottesdienstformate, vielfältige Familienkonstellationen und mehr Flexibilität im Umgang mit Lebenswegen und Mitgliedschaftsfragen, hieß es.
Synodale ändern Präventionsgesetz
Die am 21. März vom Rat der EKD beschlossene Anerkennungsrichtlinie soll ab 1. Januar 2026 in allen Landeskirchen und Diakonieverbänden gelten, muss dort aber jeweils übernommen werden. Die Synodalen änderten dazu einstimmig das Präventionsgesetz und die Präventionsgesetzausführungsverordnung.
Ziel der Übernahme der von Betroffenen mitentwickelten Richtlinie sind bundesweit einheitliche Verfahren und Entscheidungen durch sogenannte Unabhängige Anerkennungskommissionen.
Fehrs mahnt Zusammenarbeit an
Die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, wies in ihrem Bericht auf aktuelle Krisen in der Welt hin und betonte dabei die Notwendigkeit von Zusammenarbeit. Sie erklärte: „Nur zusammen werden wir den Destruktionen unserer Zeit etwas Konstruktives entgegensetzen können und die Spur der Verheißung lebendig halten.“
In ihrem Sprengel sei im zurückliegenden Jahr zusammen viel Gutes auf den Weg gebracht worden. Ein Schwerpunkt sei etwa der Einsatz für Demokratie und Menschenrechte gewesen. Auch seien neue Sozialräume geschaffen worden, so in Hamburg-Altona mit dem Trinitatisquartier oder im Hamburger Münzviertel mit dem im kommenden Frühjahr öffnenden neuen Diakoniehaus.
Derzeit würden in allen drei Kirchenkreisen des Sprengels neue Strukturen diskutiert. Zwar sei noch nichts beschlossen, es kündigten sich aber einschneidende Veränderungen an.
Jeremias fordert Haltungsveränderung bei Menschen im Westen
In Bezug auf die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte forderte der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Aufarbeitung der Nordkirche, eine gesamtdeutsche Aufarbeitung. Viele Menschen im Osten Deutschlands hätten bis heute das Gefühl, dass ihre Perspektiven, ihre Lebensleistung und ihr Alltag politisch kaum vorkommen und im Westen oft übersehen oder missachtet werden. Menschen im Westen müssten ihre Haltung verändern. Jeremias betonte zudem, dass problematisches Handeln der Kirche in der DDR aufgearbeitet werden müsse.
Die Landessynode ist das Kirchenparlament und damit verfasstes Leitungsgremium der Nordkirche. Ihr gehören 156 stimmberechtigte Mitglieder an.