
Die hannoversche Modeschöpferin Martina Glomb hält eine Wiederverwertung von bereits genutzten Kleidungsstücken für nach wie vor wichtig. „Wir sind noch lange nicht so weit, dass wir Kleidung komplett kreislauffähig und wiederverwertbar herstellen“, sagte die Professorin an der Hochschule Hannover im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Forschung arbeite jedoch an einem Modell, in dem Textilien lange nutzbar bleiben und nicht immer wieder neu produziert werden müssen.
Glomb sieht bislang unter anderem im Secondhand-Handel, im Recycling und Upcycling von Mode Ansätze, um in der Textilindustrie Ressourcen zu schonen. Aktuell ruft die Hilfs-Organisation Oxfam in Deutschland angesichts internationaler Modenschauen zu einem „Secondhand September“ auf. Die Organisation verbindet Secondhand-Handel mit sozialen Zwecken. Die Modeschöpferin Glomb sieht darüber hinaus eine Verantwortung bei den Konsumentinnen und Konsumenten. „Zuerst sollten sie sich fragen, brauche ich das Kleidungsstück?“, sagte sie. „Das Überangebot verführt zu Kaufentscheidungen, die nicht nötig sind.“
Wer Kleidung kaufe, sollte Fragen stellen, ermunterte Glomb. „Wo kommt das Kleidungsstück her? Nehmt ihr es zurück, wenn ich es nicht mehr brauche?“ So könne es zu Veränderungen kommen. Zum Beispiel gebe es inzwischen Label, die Kleidung überhaupt erst auf Bestellung fertigten und damit verhinderten, dass ungenutzte Textilien im Müll landeten.
Auch Designerinnen und Designer hätten Einfluss auf künftige Entwicklungen, schon bei der Produktauswahl, erläuterte die Professorin. „Mono-Textilien, die nur aus einem Material bestehen, können leichter wieder verwendet werden. Manche Faserverbindungen lassen sich gut trennen, andere nicht“, sagte sie. „Schon an dieser Stelle treffen wir Entscheidungen über die Nachhaltigkeit von Mode.“
Ein Ziel von Modeschöpferinnen sei es zudem, die emotionale Bindung an ein Kleidungsstück zu erhöhen. „Es geht um Geschichten, die wir mit Kleidungsstücken verbinden“, sagte Glomb. Wer mit der Kleidung etwa Erlebnisse oder Erinnerungen verknüpfe, wisse diese mehr wertzuschätzen, den Pullover zum Beispiel, den noch die Oma gestrickt hat und der deshalb auch lange gehütet und möglicherweise repariert werde. Auch Upcycling, bei dem aus geliebten Stücken Neues entstehen könne, sei dabei ein wichtiger Schritt.