Von Garfield bis zum bösen Wolf
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Ausstellung "Ich, das Tier. Vom bösen Wolf bis Donald Duck - Tiere im Comic"
Die Grimmwelt Kassel zeigt Tiere im Comic

Ob die Bremer Stadtmusikanten oder Donald Duck: Zu den bekanntesten literarischen Figuren gehören Tier-Charaktere. Die Grimmwelt Kassel würdigt sie in einer Sonderausstellung.

Kassel (epd). Der gestiefelte Kater oder der böse Wolf: Grimms Märchen wären ohne tierische Charaktere nur schwer vorstellbar - ebenso wie eine Vielzahl von Comics, bei denen Mickey Mouse und Garfield zu den bekanntesten Figuren zählen. Mit der Sonderausstellung „Ich, das Tier. Vom bösen Wolf bis Donald Duck - Tiere im Comic“ zeigt die Grimmwelt Kassel vom 23. August bis 12. April 2026 die große Bandbreite von Tierfiguren in Bildgeschichten.

„Es ist verblüffend, wie wenig sich bislang die Literatur- und Kunstgeschichte mit dem Motiv des vermenschlichten Tiers im Comic beschäftigt hat“, sagt Kurator Alexander Braun, der sich seit 2008 verstärkt der musealen Vermittlung des Mediums Comic widmet. Eine ganze Traditionslinie vom Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) über den französischen Schriftsteller Jean de La Fontaine (1621-1695) bis zurück zum antiken Dichter Aesop kenne die Literaturform der Fabel oder volkstümlichen Märchendichtung. „Der Comic des 20. und 21. Jahrhunderts ist diesbezüglich die Quintessenz, ein gigantisches finales Feuerwerk.“

Comics wachsen dem Publikum seit 100 Jahren ans Herz

Als Vorgänger des Comics könnte man die Bilderbögen bezeichnen, die sich im Europa des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten. Die illustrierten Erzählungen, die in der Ausstellung zu sehen sind, beschäftigten sich mit dem Handeln tierischer Protagonisten - meist jedoch in enger Anlehnung an den moralisch gefärbten Märchenstoff. Viel freier in der Interpretation sind die Comics, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schnell einen festen Platz in US-amerikanischen Tageszeitungen eroberten.

Täglich gab es dort neue Geschichten mit tierischen Protagonisten, die dem Publikum vor allem wegen ihrer Menschlichkeit ans Herz wuchsen. Sie sprachen und äußerten Emotionen, hatten komplexe Beziehungen und ganz alltägliche Probleme. Ein Konzept, das in Comics bis heute funktioniert, wie Jan Sauerwald, Programmleiter und Geschäftsführer der Grimmwelt erklärt: „Tiere sind in den verschiedenen Erzählgattungen ja nicht nur Projektionsfläche für menschliche Schwächen, sondern repräsentieren ein ganzes Bündel an Eigenschaften.“ Sie seien Helden und Antihelden, Gegenspieler und Helfer, treue Gefährten und verwunschene Menschen.

Ausstellung zeigt Originale von Donald-Duck-Erfinder Carl Barks

Rund 200 Originale umfasst die Ausstellung, darunter auch Raritäten wie Skizzen und Zeichnungen von Carl Barks (1901-2000), der als Erfinder von Donald Duck und Entenhausen gilt. Beim Rundgang begegnen einem Felix the Cat und Peter Rabbit ebenso wie Garfield und Mickey Mouse. Dem Wolf, der sowohl in Märchen als auch in Comics häufig eine tragende Rolle spielt, haben die Ausstellungsmacher sogar eine ganze Abteilung gewidmet.

Aber auch aktuelle Comic-Kunst ist vertreten. Mark Buckingham (Jahrgang 1966), der für seine Arbeit schon mit den bedeutendsten Preisen der Szene ausgezeichnet wurde, zeichnet unter anderem für Comics wie „Sandman“, „Doctor Strange“ oder „Spider-Man“. Bekannt ist der Brite außerdem als regelmäßiger Zeichner der Serie „Fables“ für Vertigo/DC Comics. Auf die Frage, was ihn am Zeichnen von Tieren reize, antwortet er: „Mich in die Gedankenwelt eines Tieres hineinzuversetzen, finde ich spannend.“ Auch der Versuch, die Bewegungen, Reaktionen und Körpersprache eines Tieres zu verstehen, sei für ihn als Künstler eine interessante Herausforderung.

Spaß macht der Ausstellungsbesuch aber nicht nur wegen der unterhaltsamen Bildgeschichten: Besucher können auch in tierische Kostüme schlüpfen, Rätsel lösen und eigene Comics gestalten. Eine Videoinstallation der Filmemacherin Hannah Leonie Prinzler zeigt zudem verschiedene Sichtweisen auf Mensch-Tier-Beziehungen. In neun Einzelinterviews kommen vielfältige Aspekte zur Sprache, von Tierbildern in Märchen bis zu Tieren im städtischen Raum.

www.grimmwelt.de ; Ausstellung: http://u.epd.de/3j6w

Von Pamela De Filippo (epd)