Kentridge in zwei Städten und vier Museen
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William Kentridge in seiner Ausstellung im Albertinum.
Dresden (epd).

Die künstlerische Vielfalt des Südafrikaners William Kentridge ist in den nächsten Monaten in mehreren Ausstellungen in Dresden und Essen zu erleben. Präsentiert werden im Museum Folkwang in Essen und in drei Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Zeichnungen, Grafiken und Filme sowie performative Arbeiten. Die Retrospektive findet anlässlich des 70. Geburtstages statt, den Kentridge im April feierte. In Dresden steht die Beschäftigung mit dem Thema Prozession als Metapher für das Streben nach Veränderung im Fokus.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung „Listen to the Echo“ ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte Südafrikas, mit Rassismus, Kolonialismus, Apartheid und Macht. Kentridges Arbeiten erzählen von Ausbeutung und Ungerechtigkeit, von Schuld, Vergebung, Gemeinschaft und Menschlichkeit. In Essen war ein erster Teil der Ausstellung am Donnerstag eröffnet worden. In Dresden sind die Arbeiten von Samstag an zu sehen.

Grafische Arbeiten bis Mitte Februar im Kupferstich-Kabinett

Als er ein junger Mann war, habe in seinem Land die Unterdrückung der Apartheid geherrscht, sagte Kentridge am Freitag in Dresden. Öffentlicher Protest sei unmöglich gewesen. Erst von etwa 1989 an habe es große Umzüge und Demonstrationen auch durch Städte in Südafrika gegeben. Die Aufmärsche in seinen Filmen etwa würden auch Bezug auf den mittelalterlichen Glauben nehmen, sagte der Künstler, der 1955 in Johannesburg geboren wurde und dort noch immer lebt. Konkret handele es sich um die Vorstellung, dass, wenn jeder und jede tanzt, etwa die Pest abgewendet werden könne. Es sei quasi „ein Tanz gegen den Tod“.

Im Kupferstich-Kabinett im Dresdner Residenzschloss sind bis Mitte Februar grafische Arbeiten des 70-Jährigen zu sehen. Sie werden unter anderem Werken von Albrecht Dürer (1471-1528) gegenübergestellt. Im Dresdner Albertinum stehen zwei Filme des Südafrikaners im Mittelpunkt: „More Sweetly Play the Dance“ aus dem Jahr 2015 zeigt eine Prozession von Helden und Außenseitern, „Oh To Believe in Another World“ von 2022 erzählt von der begrenzten Haltbarkeit von Utopien.

Filme treten in Dialog mit Dresdner „Fürstenzug“

Die Filme treten in einen künstlerischen Dialog mit großformatigen Zeichnungen zum Dresdner „Fürstenzug“, ein Wandgemälde und eine Touristenattraktion aus mehr als 20.000 Porzellankacheln. Dargestellt ist die Geschichte des sächsischen Herrschergeschlechtes als überlebensgroßer Reiterzug.

Die Direktorin des Kupferstich-Kabinetts, Stephanie Buck, sagte: Anlass der Doppelausstellung, die über mehrere Jahre geplant wurde, sei die „Begeisterung für Kentridges künstlerische Kraft“ gewesen. Der Südafrikaner behandle „die Frage von Triumph und Klagen“,ein durchaus schwieriges Thema, denn es gebe immer zwei Seiten einer Medaille. In Essen werde sein Werk mit der Geschichte des Bergbaus verbunden. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden seien hingegen von den kurfürstlichen Sammlungen geprägt. Daher steht unter anderem der „Fürstenzug“ im Fokus.

Beteiligt an der Ausstellung ist zudem die Dresdner Puppentheatersammlung. Dort wird das von Kentridge gegründete „Centre for the Less Good Idea“ aus Johannesburg ein Jahr lang zu Gast sein. Für Freitagabend war eine künstlerische Prozession durch die Dresdner Innenstadt mit Musik und Schauspiel geplant.