Zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind gestresst
Berlin (epd).

Zwei Drittel der Menschen in Deutschland (66 Prozent) fühlen sich laut einer Umfrage in ihrem Alltag oder Berufsleben häufig oder manchmal gestresst. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) empfinden das Leben heute belastender als vor 15 oder 20 Jahren, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Stressreport der Techniker Krankenkasse (TK). 31 Prozent gaben an, häufig gestresst zu sein, 35 Prozent sind es manchmal.

Nur acht Prozent sagen, sie empfänden gar keinen Stress. Ein Viertel der Befragten (26 Prozent) gab an, selten darunter zu leiden.

Frauen und junge Menschen deutlich gestresster

Deutlich mehr gestresst sind zudem Frauen mit 71 Prozent. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage vor vier Jahren. Bei den Männern sank der Anteil der Gestressten dagegen von 63 Prozent im Jahr 2021 auf heute 60 Prozent.

Befragt wurden dafür vom Meinungsforschungsinstitut Forsa in diesem Frühjahr bundesweit 1.407 Menschen ab 18 Jahren. Dabei zeigt sich, dass Stress vor allem jüngere Menschen trifft. In der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen gaben 83 Prozent an, betroffen zu sein. Bei den 40- bis 59-Jährigen waren es 79 Prozent. Bei den über 60-Jährigen waren es 38 Prozent.

Höchstes Stresslevel in Berlin und Brandenburg

Auch regional sind die Stresslevel unterschiedlich verteilt. Am meisten betroffen sind die Menschen in Berlin und Brandenburg mit 78 Prozent, gefolgt von den Bewohnerinnen und Bewohnern von Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit 72 Prozent. Am entspanntesten sind die Menschen im Norden. In Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern fühlen sich nur 58 Prozent gestresst.

Stressfaktor Nummer eins mit 61 Prozent ist laut Report dabei der hohe Anspruch an sich selbst (Frauen: 68 Prozent, Männer: 51 Prozent). Auf Platz zwei folgen Schule, Studium oder Beruf mit 58 Prozent (Frauen: 53 Prozent, Männer: 65 Prozent). An dritter Stelle steht Stress durch politische und gesellschaftliche Probleme mit 53 Prozent (Frauen: 58 Prozent, Männer: 47 Prozent).

Angst vor politischer Polarisierung

Dabei standen in dieser Gruppe Belastungen vor allem durch Kriege und internationale Konflikte an erster Stelle (62 Prozent). 59 Prozent haben Angst vor politischer Polarisierung, 52 Prozent vor Gefährdung der inneren Sicherheit. 47 Prozent nennen die Angst vor einem Wohlstandsverlust als Stressfaktor.

TK-Chef Jens Baas sagte, „bis zu einem gewissen Grad gehört Stress zum Leben dazu“. Chronischer Stress erhöhe jedoch das Risiko für bestimmte Krankheiten. So litten diese Menschen beispielsweise signifikant häufiger unter Muskelverspannungen und Rückenschmerzen als Nichtgestresste (62 Prozent versus 50 Prozent), Erschöpfung (61 Prozent versus 24 Prozent) und Schlafstörungen (47 Prozent versus 34 Prozent).

Die Daten des erstmals 2013 veröffentlichten TK-Stressreports zeigten, dass das Stressempfinden kontinuierlich zugenommen hat, sagte die Berliner Psychologin Judith Mangelsdorf. Eine wirkungsvolle Maßnahme dagegen seien zum Beispiel digitale Detox-Zeiten.

Von Markus Geiler (epd)