Die Klassik Stiftung Weimar startet am Mittwochabend mit einem Festakt ins Themenjahr zum Lebenswerk von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Umrahmt von einem Umzug zur Walpurgisnacht seien alle Ausstellungen geöffnet und versetzten die Stadt in „faustische Stimmung“, sagte Präsidentin Ulrike Lorenz am Dienstag in Weimar. Mit knallbunten Inszenierungen, originellen Darstellungsformen und Ausstellungen mit einzigartigen Schätzen stelle die Stiftung das Hauptwerk Goethes, den „Faust“, in den Mittelpunkt des Jahres.
So führt die Hauptausstellung im Schillermuseum laut der Direktorin der Stiftungsmuseen, Annette Ludwig, in den Faust-Kosmos ein. Das Werk behandele so zeitlos-menschliche Themen wie Liebe, Geld, Natur und deren Zerstörung. Die Schau gehe der Frage nach, inwieweit der Faust der heutigen Gesellschaft noch etwas zu sagen habe. Ziel sei es, dem Publikum die Struktur, die Handlung und die literarischen Figuren im insbesondere schwer verständlichen zweiten Teil des Werks nahezubringen.
Kuratorin Petra Lutz erhofft sich von der Ausstellung, bei den Besucherinnen und Besuchern die Lust zu wecken, den Faust noch einmal oder neu zu lesen. Hierfür habe die Stiftung eigene Darstellungsformen entwickelt, die den Text, das sprachliche Kunstwerk und den Klang der Verse in den Mittelpunkt stellen. Nach Stiftungsangaben geschehe dies unter anderem über Filmsequenzen, Themeninseln und großformatige Comics. Einen weiteren Schwerpunkt der Schau bildeten zudem Objekte aus den verschiedenen Sammlungen des Dichters und Universalgelehrten.
Begleitausstellungen thematisieren weitere Facetten von Faust I und Faust II. So vermittelt das Goethe- und Schiller-Archiv Einblicke in die jahrzehntelange Entstehungsgeschichte des Werks. Aus dem reichen Bestand der Stiftung werden Blätter gezeigt, die den Arbeitsprozess aus Entwürfen, Überarbeitungen und Streichungen an den einzelnen Fassungen verdeutlichen. So kann Goethes Arbeitsweise laut Kuratorin Jutta Eckle auch für Außenstehende spannend nachvollzogen werden. Bei Führungen werde auch das Manuskript von „Faust II“ öffentlich gezeigt.
Eine weitere Schau widmet sich der Rezeption des Werks. „Teuflisch! Mephisto in der Bibliothek“ erzähle dabei die Geschichte des historischen wie literarischen Faust'schen Widersachers in der Literatur seit dem 16. Jahrhundert. Den Schwerpunkt bilden dabei laut Kuratorin Claudia Streim frühe Buchillustrationen des „Mephisto“. In der modernen Gesellschaft erfahre die Ikonografie eine Fortschreibung, in der sich Mephisto heute auf Werbeplakaten, Einkaufstüten oder den Etiketten von Bierflaschen finden lasse.
Begleitet wird das Themenjahr von zahlreichen Veranstaltungen. Einblicke geben etwa auch die bereits eröffneten Ausstellungen „Nietzsche-Goethe-Faust“ und „Oskar Schlemmer: Bühnenbild für Don Juan und Faust“.
Goethe beschäftigte sich mit dem Faust-Stoff über Jahrzehnte hinweg. Zwischen 1769 und bis kurz vor seinem Tod 1832 fertigte er mehrere Versionen von Faust I an und schuf in Faust II eine Fortsetzung des Stoffes, der in die Literaturgeschichte einging.