Mit einem Bericht von Landesbischof Friedrich Kramer hat am Mittwoch in Erfurt die Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) begonnen. Es brenne an allen Enden, innerkirchlich, gesellschaftlich und in der Welt, sagte Kramer zum Auftakt. Aufgabe der Kirche sei es, in Transformationsprozessen und im Engagement für die Gesellschaft zu bestehen, mitzugestalten und Hoffnung zu stärken.
Der Landesbischof sprach dabei mehrere „dramatische Krisen“ an. Der Krieg in der Ukraine dauere an. Ob in Nahost mit dem Waffenstillstand wirklich Frieden geschaffen werde, sei ungewiss. Die ökologische Krise verschärfe sich weiter. Aus den USA kämen zudem beunruhigende Signale von massiv verletzten Bürgerrechten. In Deutschland nähmen rechtsradikale Straftaten und Antisemitismus rasant zu.
Hunger nicht aus dem Blick verlieren
Kramer mahnte, die Hungernden weltweit nicht zu vergessen. „Wir sind bereit, unsere Ausgaben für Waffen zu verdoppeln. Aber genauso viel Geld in die Hand zu nehmen, um den Hunger zu beenden, da fehlt es uns an Bereitschaft“, kritisierte er. Als Beispiel nannte Kramer die Hungerkatastrophe im Sudan, die weitgehend unbeachtet bleibe.
Kramer sagte, all das mache Menschen Angst. Diese entstehe, weil einfache Lösungen gewünscht würden, die es nicht gebe. Werde Angst zur gesellschaftlichen Grundmelodie, gerieten Demokratie und Institutionen unter Druck. „Für ein faires, demokratisches Miteinander braucht es Liebe zum Guten, Hoffnung auf Zukunft und angstfreies Zusammenleben.“ Mit Blick auf die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt im September sagte Kramer, die Kirche werde für demokratische Bündnisse jenseits der AfD werben.
Auch Gutes könnte verschwinden
Der Landesbischof betonte, dass die Kirche massiv unter Druck stehe. Eine Transformation mit grundlegenden Paradigmenwechseln sei nötig, damit die Strukturen zukünftig so beschaffen sind, „dass möglichst viele Menschen in ihnen dem Evangelium begegnen können“. Die Landeskirche werde viele unbequeme Entscheidungen treffen müssen. In solchen Prozessen fair miteinander umzugehen und sich den Respekt voreinander zu bewahren, sei schwer, aber möglich, sagte Kramer.
Auch der Präsident des Landeskirchenamts, Jan Lemke, stellte in seinem Bericht an die Synode fest, dass sich die Landeskirche angesichts sinkender Kirchenmitgliederzahlen, zurückgehender Ressourcen und steigender gesetzlicher Anforderungen perspektivisch nicht mehr alles leisten könne. Es werde künftig kaum möglich sein, alles zu behalten, was gut sei. Auch gut funktionierende und nachgefragte Arbeitsbereiche mit motivierten und qualifizierten Mitarbeitenden könnten eingestellt werden müssen. Es müsse um den Erhalt möglichst vieler solcher Arbeitsbereiche gekämpft werden.
Entscheidend für einen gelingenden Transformationsprozess ist laut Lemke die Fähigkeit, sich nicht in eine innerkirchliche Wagenburg zurückzuziehen. Es brauche die offene und einladende Perspektive auf die Welt außerhalb der Kirche, um weiter gesellschaftlich relevant zu bleiben.