Die Bevölkerung Ostdeutschlands ist nach Ansicht der Soziologin Katja Salomo außergewöhnlich zusammengesetzt. „Das Einzigartige an Ostdeutschland ist, dass hier alles zusammenkommt: Überalterung, Kindermangel und Männerüberschuss. Das ist absolut ungewöhnlich“, sagte die an der Universität Kassel forschende Wissenschaftlerin der „Berliner Zeitung“ (Mittwoch).
Wäre Ostdeutschland ein eigenes Land, läge es bei der Überalterung der Gesellschaft weltweit auf Platz zwei hinter Japan. „Beim Kindermangel liegen nur eine Handvoll Länder vor Ostdeutschland.“ Damit sei nicht die Geburtenrate gemeint, sondern das Verhältnis von Kindern und Erwachsenen. „Beim Überschuss von Männern im heiratsfähigen Alter liegen ein paar Regionen in Westafrika vor Ostdeutschland.“ Somit sei die demografische Lage in Ostdeutschland weltweit absolut einmalig.
Drei Abwanderungswellen
„Historisch passiert so etwas nur, wenn es sehr große Abwanderungswellen gab“, sagte die aus Ostsachsen stammende Salomo. So habe es drei große Abwanderungswellen gegeben, „die Spuren in der Demografie hinterlassen haben“. Die Erste erfolgte demnach vor dem Bau der Berliner Mauer 1961. „Die Zweite zwischen 1989 und 1994, die Dritte zwischen 2000 und 2005.“ Zudem seien auch dazwischen mehr Menschen aus dem Osten weggegangen, als hingezogen sind.
Erst seit ganz kurzem gebe es eine einigermaßen ausgeglichene Wanderungsbilanz, sagte Salomo weiter. Seit den frühen 2000er Jahren sei auch die Geburtenrate im Osten etwa so hoch wie im Westen.