Margot Friedländer Preise für Erinnerungsinitiativen und Influencer
Berlin (epd).

Die Margot Friedländer Stiftung hat fünf Initiativen und Personen für ihr Engagement für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie ausgezeichnet. Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierten Auszeichnungen wurden am Dienstagabend in Berlin verliehen. Mit der Preisverleihung wollte die Margot Friedländer Stiftung nach eigenen Angaben ein sichtbares Zeichen der Hoffnung setzen.

Der erste Preis ging an die Evangelische Jugendarbeit Wurzen (Sachsen) für deren langjähriges Engagement zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und den Einsatz gegen Antisemitismus. Unter anderem recherchieren die Jugendlichen den Angaben zufolge in ihrem Projekt „GrenzGeschichten“ die Lebensgeschichten von NS-Opfern in der Region und machen diese sichtbar.

Mit dem zweiten Preis 2025 wurden die Achava Festspiele Thüringen ausgezeichnet. Sie leisteten seit 2015 mit einem vielfältigen Bildungs- und Kulturprogramm einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufklärung und zur Demokratievermittlung in der Region.

Der 1973 gegründete FC Ente Bagdad aus Mainz wurde für sein Engagement als integrativer Fußballverein ausgezeichnet. Menschen verschiedener Herkunft und religiösen Glaubens fänden hier eine Gemeinschaft, deren Einsatz weit über das Fußballfeld hinaus gehe.

Die Content Creatorin, Tiktokerin und Buchautorin Susanne Siegert wurde mit dem Margot Friedländer Persönlichkeitspreis geehrt. Mit unermüdlichem Einsatz kläre sie in den Sozialen Medien junge Menschen über die Verbrechen der Nationalsozialisten auf, hieß es zur Begründung.

Der Margot Friedländer Schulpreis ging an die Realschule und das Gymnasium Korschenbroich (Nordrhein-Westfalen) für das Engagement der Schülerinnen und Schüler zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, innerhalb wie außerhalb der Schule, und für die engagierte Wissensvermittlung von Jugendlichen für Jugendliche.

Insgesamt waren 329 Bewerbungen und Vorschläge für die Preise eingegangen. Die Juryvorsitzende Elke Büdenbender sprach von einem starken Zeichen der Hoffnung in einer Zeit, „in der die Würde des Menschen und das Leben in Freiheit und Demokratie immer bedrohlicheren Angriffen ausgesetzt sind“. Die „überwältigende Resonanz“ auf die Ausschreibung des Preises und das vielfältige Engagement junger und älterer Menschen, über die Erinnerung an die NS-Verbrechen Verantwortung für die Gegenwart zu übernehmen, „haben uns sehr bewegt“, erklärte die Ehefrau des Bundespräsidenten. Der Preis wird seit 2024 verliehen.

Die 2023 gegründete Margot-Friedländer-Stiftung setzt sich im Sinne ihrer Stifterin, der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer (1921-2025), für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie ein. Schirmherr der Stiftung ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Friedländer war am 9. Mai dieses Jahres im Alter von 103 Jahren in Berlin gestorben. Als Jüdin war die gebürtige Berlinerin in der NS-Zeit in das KZ Theresienstadt verschleppt worden. Sie emigrierte später in die USA und kam mit 88 Jahren zurück nach Berlin.