Menschen, die zu DDR-Zeiten von Zwangsaussiedlungen an der damaligen innerdeutschen Grenze betroffen waren, können ab Juli eine Entschädigung in Höhe von 7.500 Euro erhalten. Sie könnten diese Einmalzahlung bereits jetzt beim Justizministerium Mecklenburg-Vorpommern beantragen, teilte der Landesbeauftragte MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Burkhard Bley, am Dienstag in Schwerin mit. In Westmecklenburg seien ab den 1950er Jahren etwa 3.500 Menschen zwangsweise aus dem Grenzgebiet ausgesiedelt worden. Er schätze, dass davon heute maximal noch 300 Betroffene leben, die diese Entschädigung erhalten können. Seine Behörde könne den Betroffenen bei der Antragstellung helfen.
Mit den Zwangsaussiedlungen habe das SED-Regime tausenden Menschen schweres Unrecht zugefügt, sagte Bley. Die neue Leistung könne dies nicht ungeschehen machen. Sie sei aber ein deutliches Zeichen, „dass die Betroffenen mit ihrem Schicksal von der Gesellschaft anerkannt werden“. Am 14. Juni ist laut Bley in Schlagsdorf (Landkreis Nordwestmecklenburg) ein Erinnerungstag für zwangsausgesiedelte Menschen geplant.
Bley bedauerte, dass es für DDR-Sportgeschädigte und Betroffene von Zwangsdoping bislang noch keine Entschädigungslösung gebe. Solch eine Entschädigung sei aber dringend geboten. Berücksichtigt werden müsse bei der Beweisführung, dass das Doping konspirativ abgelaufen sei. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung steht laut Bley, dass Zwangsdoping in die Rehabilitierungsgesetze aufgenommen werden soll.
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von Burkhard Bley 657 Menschen (2023: 689 Menschen) von seiner Behörde betreut. Hauptsächlich habe es sich dabei um ehemalige Haftopfer, ehemalige Heimkinder sowie um beruflich Verfolgte gehandelt, sagte der Landesbeauftragte. Der Beratungsbedarf bei der einzigen professionellen Beratungsstelle in MV zu Rehabilitierungsfragen sei ungebrochen, und wegen der verbesserten Regelungen sei mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen. Der frühere Bundestag hatte Ende Januar mehrere verbesserte rehabilitierungsrechtliche Regelungen beschlossen.