Schwimmen für alle
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Andree John taucht im Schwimmbecken des TSV Altenfurt
Nürnberger Sportverein lebt Inklusion
Nürnberg (epd).

Bei den Paralympischen Spielen in Paris geht es um Leistung, Teamgeist und Medaillen. Besonders wichtig ist die Schwesterveranstaltung der Olympischen Spiele aber auch für die Botschaft: Auch Menschen mit Behinderungen machen Sport. Damit das nicht nur im Spitzensport gilt, sondern für alle, braucht es Vereine, die Inklusion umsetzen.

„Ich habe mir am Anfang viele Gedanken gemacht, weil ich damit nie groß in Berührung kam“, erzählt Andreas Distler aus dem Präsidium des TSV Altenfurt in Nürnberg. In der Trainer-Ausbildung sei das Thema Behinderung nur oberflächlich vorgekommen, man bekomme kaum Werkzeuge für die Praxis vermittelt. „Deshalb habe ich mich selbst eingelesen, viel mit Menschen gesprochen, die täglich mit unterschiedlichen Formen von Behinderungen und Beeinträchtigungen zu tun haben, und Fortbildungen besucht.“

„Wenig Berührungsängste“

Schnell wurde die Schwimmsparte zum Vorreiter im Verein - und ist es bis heute. Der erste Kontakt laufe bei allen Menschen gleich ab, sagt Distler: „Wir schauen uns an, was die Person für Vorkenntnisse hat und wo sie mitschwimmen kann.“ Die Inklusionsschwimmgruppe ist vor allem für die Wassergewöhnung da und um erste Schwimmtechniken zu erlernen. Hier treffen sich wöchentlich Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen unterschiedlichen Alters.

Andree John schwimmt schon seit ein paar Jahren in der Jugendgruppe. „Seit ich mit dem Schwimmen angefangen habe, geht es mir gut“, erzählt der junge Mann mit Downsyndrom begeistert. „Ich kraule gerne. Es macht mir großen Spaß und wir passen im Team gut aufeinander auf.“

Andrees Mutter Doris Dimbat freut sich, wie gut ihr Sohn und seine Kindheitsfreundin Fenea von den Jugendlichen aufgenommen wurden. „Da gab es wenig Berührungsängste. Nach ein paar Trainingseinheiten wurde sogar gefragt, wo die beiden sind, wenn sie mal nicht da waren.“ Dimbat, die selbst aus dem Schwimmsport kommt, ließ sich zur Trainerin ausbilden und begleitet seitdem die Gruppe.

Kraulen, Tauchen, Brustschwimmen

Ausgerüstet mit ihrer Pfeife steht Dimbat am Beckenrand und zeigt mit großen Armbewegungen, wie die Jugendlichen ihre Beine beim Schwimmen einsetzen sollen. Kraulen, Tauchen und Brustschwimmen stehen auf dem Trainingsplan. Das Tempo ist hoch, aber das ist für Andree und Fenea kein Problem. Routiniert ziehen sie ihre Bahnen im Wasser oder reden und scherzen, während sie Pause haben. Aktuell bereiten sich die beiden auf eine große sportliche Herausforderung vor: die Special Olympics Landesspiele in Erlangen 2025.

Anders als die Paralympischen Spiele, die sich in erster Linie an Sportlerinnen und Sportler mit körperlichen Behinderungen richten, sind die Special Olympics eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung und ebenso vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell anerkannt. Der Verein Special Olympics Deutschland (SOD) und seine Landesverbände setzen sich dafür ein, dass es mehr inklusive Sportangebote im Alltag gibt. A

„Tat des Jahres“

Alle zwei Jahre finden in Bayern im Wechsel Landes- und Winterspiele statt. Bei den Landesspielen gehen bis zu 1.500 Athletinnen und Athleten in 20 Disziplinen an den Start. „Die anderen müssen sich warm anziehen, wenn wir dabei sind“, gibt sich Andree selbstbewusst.

Beim TSV Altenfurt ist die Inklusion auch in den anderen Sparten angekommen, sei es beim Fußball, im Judo oder Tennis. Auch in der Verwaltung gibt es Menschen mit Behinderungen. Andree John selbst unterstützt als Trainerhelfer mittlerweile das Inklusionsschwimmen. Für sein Engagement wurde der Verein von der Stadt Nürnberg im vergangenen Jahr mit der „Tat des Jahres“ ausgezeichnet.

Von Julia Riese (epd)