Verdunkelung der Meere ist "vergessene Nachricht"
Köln (epd).

Medien in Deutschland haben nach Angaben der Initiative Nachrichtenaufklärung auch im vergangenen Jahr wichtige Themen nicht aufgegriffen. Zur bedeutendsten „vergessenen Nachricht“ 2022 kürte die Initiative die gefährliche Verdunklung der Meere in Küstennähe. Der Vorsitzende der Initiative, Hektor Haarkötter, sagte am 10. März in Köln, das Thema Schutz von Umwelt, Menschen und Tieren ziehe sich „wie ein roter Faden“ durch die Liste der Top Ten der vergessenen Nachrichten.

Als Folge etwa von Ausbaggerungen und Einleitung von Abwässern werde das Meerwasser in Küstennähe immer trüber und gefährde so die Nahrungssuche aller dort existierenden Lebewesen, hieß es. Bedroht sei damit auch mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, die in Küstennähe lebe.

Auf der Liste der vergessenen Nachrichten stehen auch die unzureichende psychologische Versorgung von Menschen mit geistigen Behinderungen und die erhöhte Suizidgefahr von Inhaftierten in Deutschland. Ebenso wird als vergessene Nachricht eine wenig beachtete Studie genannt, nach der sich häusliche Gewalt oft nicht nur gegen den Partner, sondern auch gegen Haustiere richtet.

„Einschränkung der Meinungsfreiheit in Spanien“

Auch die beobachtete Einschränkung der Meinungs- und Kunstfreiheit in Spanien war laut der Initiative vergessenes Thema. Hintergrund ist den Angaben zufolge die Verhaftung des Rappers und Songwriters Pablo Hasél, dem vorgeworfen wird, mit seinen Liedern staatliche Institutionen beleidigt und Terrorismus verherrlicht zu haben. Kaum Resonanz fand demnach auch die stark steigende Zahl von HIV-Infektionen in Russland, während weltweit die Zahlen stabil bleiben oder sogar zurückgehen.

Deutschlandfunk-Nachrichtenchef Marco Bertolaso sagte, die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg seien zu „Mega-Themen“ geworden, die zuletzt vieles andere aus den Nachrichten verdrängt hätten. Daher sei die Suche nach vergessenen Nachrichten wichtiger denn je und müsse tägliche Aufgabe der Redaktionen sein.

Ermittelt werden die Vorschläge für die Top Ten der vergessenen Nachrichten von studentischen Rechercheteams. Auch Vorschläge aus der Öffentlichkeit werden berücksichtigt. Eine Jury entscheidet dann über die Platzierungen. Die Liste der vergessenen Nachrichten wird einmal jährlich in Kooperation mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks veröffentlicht.