Auf nach Zamonien: Die Ludwig-Galerie Oberhausen lädt in die Fabelwelt des Zeichners und Erzählers Walter Moers mit seinen skurrilen Kauzen und verrückten Figuren. Unter dem Motto „Was gibt’s denn da zu lachen?“ präsentiert sie mehr als 300 Originalzeichnungen, Puppen und Animationen aus dem Kosmos seiner komischen Kunst. Und natürlich fehlen auch beliebte Figuren wie Käpt’n Blaubär, das „Kleine Arschloch“ oder „Adolf die Nazi-Sau“ nicht.
Den Auftakt der Schau macht die zentrale Figur der mittlerweile zwölfteiligen Romanreihe von Walter Moers über den fiktiven Kontinent von Zamonien: Hildegunst von Mythenmetz, aus dem „Labyrinth der Träumenden Bücher“. Im Großformat, umschwirrt von weiteren Fabelgestalten, bildet der grünliche Lindwurm mit scharfen Zähnen und faltigem Blauauge auch das Titelmotiv der Ausstellung. Aus gutem Grund, denn er gilt als Lieblingsfigur und Alter Ego des öffentlichkeitsscheuen Bestsellerautors Walter Moers. Bekannt ist nur, dass der vermutlich 67-Jährige aus Mönchengladbach stammt und seit langem in Hamburg lebt.
Küstengnome und Lügengladiatoren
„Ein Buch von mir ohne Illustrationen kann ich mir nicht vorstellen, Bilder müssen immer dabei sein“, sagt er in einem seiner seltenen Interviews auf der eigenen Website. Die Ausstellung ermöglicht, den Entstehungsprozess etlicher Illustrationen von der Bleistiftskizze über die Tuschezeichnung bis hin zu gelegentlicher Farbgebung etwa für Titelbilder nachzuvollziehen.
Zu sehen sind etwa die Buchlinge und der böse Bücherdrache, die Tratschwellen und Lügengladiatoren, der Küstengnom Queekwigg oder der Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler. Sie alle sind Neuschöpfungen aus Walter Moers parodierender Fantasie in Wort und Bild. Assoziationen sind erwünscht: beim Buchtitel „Ensel und Krete“ etwa, dem soeben erschienenen neuen Band über „Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte: Zwanzig zamonische Flabeln“ oder dem Button „Make Laugh Not War!“.
„Walter Moers ist der wichtigste Zeichner und Autor der deutschen Szene“, sagt Museumsleiterin Christine Vogt. Und sein Münchner Verleger und langjährige Weggefährte Wolfgang Ferchl spricht von der „Gnade der doppelten Lesbarkeit“. Denn seine Werke hätten Botschaften auf vielen Ebenen für Kinder und Erwachsene: „In dieser Ausstellung sehen Sie 40 Jahre deutsche Humorgeschichte.“
Käpt'n Blaubär und Hein Blöd „zerfallen so langsam“
Viel Raum nimmt eine der bekanntesten Moers-Figuren ein, Käpt'n Blaubär, der mit seinen Lügengeschichten in der „Sendung mit der Maus“ ganze Kindergenerationen prägte. Mit Freund Hein Blöd und anderen bunten Puppen ist er im Original zu sehen. Allerdings nicht mehr lange. „Das hier ist die letzte Chance, die Puppen noch mal zusehen, sie zerfallen so langsam“, betont der Kölner Puppenbauer Carsten Sommer.
Der Blaubär sorgte 1999 mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ auch für den Auftakt der Romane aus Zamonien. „Wir verdanken die Zamonie dem WDR“, erzählt Verleger Ferchl. Denn Moers sei mit dem Charakter seiner Figur nicht mehr einverstanden gewesen.
Zu dieser Zeit war der Künstler vor allem als Comic-Zeichner längst bekannt, seine Kreationen waren Kult: Die Parodien über „Adolf die Nazi-Sau“ oder die in unzähligen Varianten erschienene knollennasige Figur „Das Kleine Arschloch“. Auch sie sind in der Schau vertreten. Zu sehen sind auch etliche Ölgemälde als Parodie auf die Kunstgeschichte, in denen das „Kleine Arschloch“ in berühmten Kunstwerken wie Edvard Munchs Schrei oder Edward Hoppers Nachtschwärmer auftritt.
Derzeit gibt es laut Museumsleiterin Vogt Gespräche für ein eigenes „Moerseum“ als Dauerausstellung in Oberhausen aus den Beständen seines Vorlasses. „Das Konzept steht, wir würden gerne ein großes Zentrum bilden und auch wissenschaftlich arbeiten“, sagt sie. Was noch fehlt, sei die Finanzierung von rund 20 Millionen Euro. Die neue Ausstellung „Was gibt’s denn da zu lachen?“ ist bis zum 19. Januar zu sehen.