Ministerin Paul verteidigt Lockerung der Personalverordnung für Kitas
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Zustimmung von Kommunen, Kritik vom Kinderschutzbund
Bielefeld, Düsseldorf (epd).

Die nordrhein-westfälische Familienministerin Josefine Paul (Grüne) hat die geplante Lockerung der Personalverordnung für Kitas verteidigt. „Wir möchten das Personal in Kitas gerne flexibler und bedarfsgerechter einsetzen“, sagte sie in einem Videogrußwort an die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld. So solle nicht zwangsläufig eine ganze Kita-Gruppe oder Einrichtung schließen müssen, wenn eine Fachkraft ausfällt: „Hier dürfen künftig auch ausgebildete pädagogische Kräfte einspringen“, etwa Kinderpflegerinnen und -pfleger, die sich im Kita-Alltag längst bewährt hätten.

Nach den Plänen des Ministeriums soll in Ausnahmesituationen wie plötzlichen Krankheitsfällen in Einrichtungen mit höchstens 60 Kindern eine Fachkraft ausreichen. Es gelte aber weiter, dass pro Kita-Gruppe immer mindestens zwei Kräfte die Betreuung übernehmen müssten, betonte Paul. Die Regelung solle Einrichtungen ermöglichen, in akuten Notsituationen flexibel reagieren zu können, und sei auf höchstens sechs Wochen im Jahr beschränkt, erläuterte die Ministerin zudem im WDR-„Morgenecho“ am Mittwoch.

Kritik an der neuen Verordnung kam vom Kinderschutzbund in NRW. Personalstandards dürften nicht abgesenkt werden. „Wir sind entsetzt, das kann nicht im Interesse der Kinder sein“, erklärte die Vorsitzende Gaby Flösser in Wuppertal. „Schutz, frühe Bildung, Sprachförderung, Integration und Beteiligung: All das würde angesichts der Arbeitsverdichtung unmöglich.“ Die Gewerkschaft ver.di und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatten bereits in der vergangenen Woche vor einer „Gefährdung der Betreuungsqualität und einer unzumutbaren zusätzlichen Belastung für die Beschäftigten“ gewarnt.

Der Städte- und Gemeindebund in NRW bezeichnete die neue Regelung dagegen als Schritt in die richtige Richtung. „Mehr Flexibilität in der Personalverordnung schafft mehr Verlässlichkeit in den Kitas und damit das, was wir dringend brauchen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Christof Sommer am Rande einer Präsidiumssitzung des Städte- und Gemeindebundes (StGB) NRW in Düren. Das allein werde aber nicht ausreichen, um das System der Kinderbetreuung zu stabilisieren, sagte Sommer weiter und mahnte eine grundlegende Reform des Kinderbildungsgesetzes an.

Positiv hatte sich in der vergangenen Woche auch der Landeselternbeirat geäußert. Mit der Verordnung könnten Kita-Schließungen und Notbetreuungen der Kinder in wechselnden, für sie fremden Einrichtungen vermieden werden.