Der Raum wirkt modrig, kühl und frisch. Die Gemälde mit Kindern im Wald von Wilhelm von Schadow oder Mädchen am Brunnen von Eduard Bendeman sind in ein Waldaroma getaucht. Die Hauptwerke der Düsseldorfer Malerschule werden kombiniert mit einem Duft von Blättern, Moos und Moor. Der Düsseldorfer Kunstpalast widmet der „geheimen Macht der Düfte“ ab Mittwoch eine Ausstellung.
Zur Popart der 1960er Jahre gibt es eine Nase voll Coca Cola-Geruch, zum protzigen Porträt des Kurfürsten von der Pfalz gemäß seiner Zeit gleich mehrere Duftnoten: neben dem Gestank der Straßen sind da die edlen Parfums der Paläste zu riechen. Noch nie seien Düfte auf diese Weise in einem Museum mit den Ausstellungsstücken verbunden worden, sagt Direktor Felix Krämer.
Mit Weihrauch fängt es an: Religiöse Skulpturen aus dem Mittelalter sind umgeben von einem Geruch nach Weihrauch, altem Holz und einem kaum definierbaren Moder. Das erinnert daran, dass alle Religionen Düfte verwendet haben, um Menschen sinnlich anzusprechen. Manchmal auch, um den Gestank in Zeiten, in denen Seife eine Kostbarkeit war, zu übertönen.
Im nächsten Raum erwartet die Besucher ein schwereres Parfum zu Bildern aus der Zeit der Hofzeremonien des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Werke wirken, als scheine ein neues Licht auf sie. „Das liegt daran, dass der Geruchssinn immer Gefühle weckt“, erklärt Kurator Robert Müller-Grünow, der sich „Pionier für Dufttechnologien“ nennt. „Wenn wir atmen, riechen wir“, fügt er hinzu. Es sei verwunderlich, dass der Geruchssinn trotz seiner Stärke und seiner Macht in Kultur und Kunst wenig beachtet werde. Dabei könne er wie kein anderer Sinn verschollen geglaubte Erinnerungen wieder wachrufen.
Die Düfte der verschiedenen Räume hat Müller-Grünow eigens für die Ausstellung komponiert. Für das Museum selbst hat er einen „Kunstpalast-Duft“ entwickelt: "Er soll die Weltoffenheit und Experimentierlust des Museums mit der Freude verbinden, die die Besucherinnen und Besucher empfinden. Aus Zitrone, Bergamotte, Jasmin und Zedernholz ist der Duft gemischt.
Solche persönlichen Düfte sind zur Zeit in Mode: Auf ähnliche Weise lassen sich Unternehmen mit einer Mischung aus natürlichen und chemischen Duftstoffen Gerüche zur Förderung des Image erschaffen, wie der Kurator erklärt. Müller-Grünow erwartet, dass Düfte bald in der Medizin eine größere Rolle spielen werden: „Sie wirken auf die Psyche. Und es ist gerade erforscht worden, dass gut ausgewählte Düfte als Schlafmittel effektiver sind als pflanzliche oder chemische Substanzen.“
Eine „Duftbar“ ermöglicht Eindrücke von der Entwicklung der Parfumkunst in den vergangenen 100 Jahren. Mit dem dezenten, leicht süßen „Chanel No 5“ aus dem Jahr 1921 kontrastiert der aufdringliche Geruch von „Baccara Rouge“ von 2014. Das Parfum spreche in weiten Teilen der Welt die Menschen an und sei daher heute sehr gefragt. Es verbinde offenbar sehr unterschiedliche Geruchs-Vorlieben, sagt der Duft-Experte.
Kaum ein Mensch aber wird je selbst den Geruch wahrnehmen, den Müller-Grünow an das Ende der Schau gesetzt hat: eine hoch verdünnte Mischung aus Schwefel und Eisen. „Das ist der Duft des Weltalls, der Unendlichkeit.“