Die Zahl von Unfällen durch Gewalt an Schulen ist weiter rückläufig. Die von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) erfasste Rate von gewaltbedingten Unfällen an Schulen betrug im vergangenen Jahr 7,5 pro 1.000 Versicherten, wie die DGUV in Köln mitteilte. Diese Quote liege deutlich unter der Unfallrate von 8,8 im Vor-Corona-Jahr 2019.
DGUV-Hauptgeschäftsführer Stefan Hussy sieht dennoch keinen Anlass zur Entwarnung. In die Jahresstatistik fließen nach seinen Worten ausschließlich Unfälle mit anschließendem Arztbesuch ein. Zudem fielen in das nicht erfasste statistische Dunkelfeld auch Fälle psychischer Gewalt wie Beleidigung, Beschimpfungen und Mobbing.
Die Zahlen für 2023 seien erstmals mit einer repräsentativen Umfrage kombiniert worden, um Einblicke in das Dunkelfeld der psychischen Gewalt und zu möglichen Präventionsansätzen zu erhalten, erläuterte Hussy. Dafür befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im August dieses Jahres online über 1.000 Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen zum Schulklima sowie zu möglichen Gewaltursachen, Präventions- und Nachsorgekonzepten sowie Verbesserungsvorschlägen.
Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen hatte laut diesem DGUV-Barometer den Eindruck, dass psychische Gewalt und Formen des Mobbings unter Schülerinnen und Schülern nach der Corona-Pandemie zugenommen haben. Im Mittel benoteten die Lehrkräfte den Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander für das vergangene Jahr mit einer „zwei minus“ (2,6). Je nach Schulform fielen die Bewertungen unterschiedlich aus: An Haupt-, Real- und Gesamtschulen gaben die Lehrer dem Schulklima die Note befriedigend (3,0), an Gymnasien die Note 2,3.
Fast alle Lehrerinnen und Lehrer (98 Prozent) berichteten der Umfrage zufolge über Fälle von psychischer Gewalt unter Schülern im vergangenen Schuljahr. Dazu zählten Beschimpfungen, Bedrohungen, Belästigungen sowie Mobbing, sowohl im direkten Kontakt als auch über soziale Medien. Rund jeder zweite Befragte (48 Prozent) gab an, dass solche Fälle an seiner Schule „häufig“ vorkamen. Etwa gleich viele Befragte (50 Prozent) sagten, sie hätten solche Fälle an ihrer Schule „selten“ erlebt. Nur sehr wenige Lehrkräfte (zwei Prozent) erklärten, sie hätten keinerlei Fälle psychischer Gewalt unter Schülern erlebt.