Rap mir dein Lied vom Leben
Özgör Huss
Özgör Huss singt sein eigenes Lied im Studio vom "Lubu Beatz".
Das soziale Musik-Projekt «Lubu Beatz» fördert Jugendliche umfassend
Ludwigsburg (epd)

Sag mir, wo gehst du hin? Ohne dich ist alles so still, alles was ich von dir will, ist, dass du bleibst», singt Özgür Huss in das Mikrofon im Studio. Er ist einer von rund 40 jungen Erwachsenen, die regelmäßig zu «Lubu Beatz» kommen, um ihre selbstgeschriebenen Lieder aufzunehmen. «'Lubu' steht für Ludwigsburg, unsere Stadt. 'Beatz' für unsere Musik, unseren Puls» heißt es auf der Homepage des sozialen Projektes.

«Unsere DNA ist, dass wir junge Leute begleiten, von der ersten Note an bis zum Release eines Songs, und gemeinsam mit ihnen Musik produzieren», erklärt Chris Danneberg, Gründer des Projekts. Egal ob Hip-Hop oder Urban Pop - wichtig sei ihm, dass es nicht nur um ein kurzfristiges Musikprojekt geht. Er will, dass Jugendliche, die oft spannende Biografien und einige schwere Herausforderungen in ihrem Leben haben, langfristig begleitet werden, ihr Potenzial entdecken und daran arbeiten.

Huss, der sich mit Künstlernamen «Zuri» nennt, ist einer von ihnen. Für den Sohn einer alleinerziehenden Mutter ist «Lubu Beatz» nicht nur ein Treffpunkt, um Musik zu machen, sondern auch seine Familie geworden, wie er sagt. Er selbst sei durchs Musizieren selbstbewusster geworden, resümiert er. «Diese Menschen haben mir gezeigt, du musst dich nicht schämen für das, was du bist und wie du aufgewachsen bist, du bist ein Teil von uns, versuch das Beste draus zu machen. Und zeige uns mit der Musik, was du zu sagen hast», sagt der junge Mann mit mazedonischen Wurzeln.

Entstanden ist die Musikplattform «Lubu Beatz» 2012 aus einer AG, die Danneberg in einer Ludwigsburger Schule anbot. «Die Idee, eigene Texte und Songs zu schreiben, hat eingeschlagen», sagt er. Deshalb zog das Projekt 2015 in neue Räume mit einem selbst gebauten Studio direkt hinter dem Bahnhof um. Ein weiteres Studio folgte, um parallel arbeiten zu können.

«Das Studio am Bahnhof ist auch eine Art Treffpunkt, bei dem es nicht nur um Musik geht, sondern auch um Beziehungen und Freundschaften, die entstehen», sagt Danneberg, der gemeinsam mit Produzent Benjamin Stute und der Sozialarbeiterin Ruth Anhorn das Team von «Lubu Beatz» stellt. Unterstützt werden die drei von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Die gesamte Arbeit, deren Träger die Liebenzeller Mission ist, wird allein durch Spenden und Fördermittel finanziert.

Stute will gerade Jugendlichen die Möglichkeit geben, Musik zu machen, die keine Musikschule besuchen oder sich in ein teures Tonstudio einkaufen konnten. «Ich finde es wichtig, ihnen zu zeigen, hey ich sehe dich, ich bin da für dich, ich nehme mir Zeit für dich.»

Mit «Reflexionen» und «Real Talk» hat «Lubu Beatz» schon zwei Alben veröffentlicht, Musikvideos und Songs sind auf den einschlägigen Plattformen zu finden. Bei jeder Produktion gehe es darum, die jungen Menschen zu ermutigen, etwas Ehrliches über sich selbst zu schreiben. «Um rauszukommen aus dem bloßen Straßenrap und die Botschaft rauszukitzeln, die jeder besitzt. Ich staune immer wieder, was für Lebensgeschichten die Leute mitbringen», sagt Danneberg.

Nächster Höhepunkt ist eine gemeinsame Reise nach Frankreich, nach Ariane, einem Vorort von Nizza und einer Hochburg des Rap, um dort gemeinsam mit französischen Jugendlichen Songs zu schreiben und zu produzieren. Auch da werden die jungen Menschen wohl wieder erleben, was das Motto von «Lubu Beatz» ist: Dass Musik «Grenzen sprengt» - und Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen und Hintergründen ihre gemeinsame Leidenschaft für die Musik teilen.

 

Von Judith Kubitscheck (epd)