Dresdner Schlosskapelle für zwölf Millionen Euro saniert
Dresden (epd).

Nach jahrzehntelangem Wiederaufbau ist die Dresdner Schlosskapelle am Montag der Öffentlichkeit übergeben worden. Der ehemalige Sakralraum im Dresdner Residenzschloss soll künftig als multifunktionaler Veranstaltungssaal genutzt werden. Auch die Musik soll wie zu Zeiten von Hofkapellmeister Heinrich Schütz (1585-1672) wieder einen Platz finden. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) würdigte bei der feierlichen Übergabe die Wiederaufbauleistung sächsischer Handwerker und Architekten.

Kultur stärker als Zerstörung

Sie hätten „aus Trümmern und Erinnerungen einen Ort von Weltrang“ gestaltet, sagte Weimer. In Dresden sei zu erleben, dass „Kultur stärker ist als Zerstörung“. Mit Blick auf die frühere Nutzung als Kirche sagte Weimer: „Wir übergeben einen heiligen Raum, einen durchbeteten Raum, einen Ort geistigen Lebens.“

Die Schlosskapelle mit ihrem rekonstruierten mittelalterlichen Gewölbe sei das „neueste Wunder von Dresden“. Sie sei ein „Ort der Erhabenheit“, einer, an dem „die Steine offenbar singen“, sagte der Kulturstaatsminister unter dem Eindruck eines von Mitgliedern des sächsischen Staatsopernchores vorgetragenen Schütz-Werkes. In der Kapelle werde die Symbiose aus Architektur und Musik erlebbar. Der Aufbau der Schlosskapelle kostete laut Finanzminister Christian Piwarz (CDU) rund zwölf Millionen Euro.

Staatliche Kunstsammlungen Dresden neuer Betreiber

Nutzer des neuen Saals mit bis zu 270 Sitzplätzen sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), die bereits mehrere Museen im Schloss betreiben, darunter Sachsens Schatzkammer Grüne Gewölbe. Der Rohbau der Kapelle war bereits 1988 fertig. Die Rekonstruktion des mittelalterlichen Schlingrippengewölbes erfolgte aber erst von 2010 bis 2013.

Zuletzt war die Musikerempore aufgebaut und die technische Ausstattung umgesetzt worden. Auch eine Orgelempore gibt es wieder. Der Einbau einer Orgel sowie eine gottesdienstliche Nutzung der Kapelle sind nicht geplant.

Dresdner Schloss bis 2027 wiederaufgebaut

Piwarz betonte die „großartige Gemeinschaftsleistung“ bei der Rekonstruktion der Schlosskapelle sowie des gesamten Residenzschlosses. Der Wiederaufbau des 1945 zerstörten Renaissancegebäudes soll laut dem Minister 2027 abgeschlossen sein. Rund 407 Millionen Euro seien dann in den Ausbau der ehemaligen kurfürstlichen und königlichen Residenz zu einem Museumskomplex geflossen.

Die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete Schlosskapelle galt einst als die wichtigste Kirche des evangelischen Kurfürstentums Sachsen. Als Teil des Residenzschlosses diente sie dem Hof hauptsächlich für Gottesdienste. Zudem war sie ein Zentrum der Kirchenmusik. Laut SKD-Generaldirektor Bernd Ebert erhält Dresden einen „einzigartigen und atmosphärisch unvergleichbaren Ort der Begegnung“ zurück.

Tag der offenen Schlosskapelle

Besucher können die Schlosskapelle am 15. November bei freiem Eintritt besichtigen und danach im Rahmen von Führungen. Für Januar kündigte Piwarz die Eröffnung des Großen Ballsaales und des sogenannten Propositionssaales im Schloss an. Beide Räume dienten dem sächsischen Hof einst zur Repräsentation.

Von Katharina Rögner (epd)