Europa wird nach Worten des Meeresbiologen und Klimaforschers Hans-Otto Pörtner besonders von den Folgen der Erderwärmung betroffen sein. „Wir haben lange gedacht, hier in Europa leben wir auf einer Insel der Glückseligen“, sagte der Professor am Dienstagabend beim Parlamentarischen Abend der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen in Hannover. Aber das sei ein Irrtum, unterstrich Pörtner: „Europa ist ein Hotspot der globalen Erwärmung, hier schreitet die Erwärmung besonders schnell voran.“
Die Folgen seien gravierend, wenn heute nicht durch das Einsparen von Emissionen entschieden gegengesteuert werde, mahnte der Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. So werde die Trockenheit in den Regionen rund um das Mittelmeer zunehmen. „Das so angenehme Mittelmeer-Klima geht uns verloren im Klimawandel“, sagte Pörtner. „Es war das Klima, in dem sich der Mensch, der Homo sapiens, in seiner Evolution immer besonders wohlgefühlt hat.“
Vor rund 150 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Kirche skizzierte der Klimaforscher, was passieren wird, wenn sich die Erde in den nächsten Jahrzehnten im Schnitt um 1,5 Grad, um drei Grad oder gar um vier Grad erwärmen werde. Im schlimmsten Falle werde es Regionen geben, die wegen zunehmender Temperaturextreme nicht mehr als menschlicher Lebensraum infrage kämen, vor allem im Tropengürtel. „Dort können die Lebensbedingungen für den Menschen gefährlich werden, weil sie jenseits unserer physiologischen Toleranzgrenzen liegen.“
Forscher seien zunehmend frustriert, dass Politiker ihnen nicht glaubten, obwohl klar beschrieben sei, was zu tun sei, um den Klimawandel zu bremsen, sagte Pörtner: „Der Klimawandel ist Fakt, keine Meinungssache.“ Mit den aufgezeigten Zusammenhängen verhalte es sich wie bei den Verkehrsregeln: Wenn sie nicht befolgt würden, drohten Unfälle und Chaos. „Der Klimawandel wird uns unseren Wohlstand kosten, nicht der Klimaschutz“, mahnte der Forscher. Es werde am Ende sechsmal teurer sein, alles laufen zu lassen, als jetzt das Klima zu schützen.