Ämter und Experten in Bremerhaven warnen davor, Enten zu füttern. Immer häufiger verfütterten Bürgerinnen und Bürger aus falsch verstandener Tierliebe heraus altes Brot an die Wasservögel, erklärte am Montag die Dezernentin des Gartenbauamtes, Mandy Kathe-Heppner. Das gefährde die Tiere ganz erheblich. Probleme in dieser Richtung gibt es am Holzhafen in Bremerhaven-Geestemünde, aber auch an vielen meist innerstädtischen Seen und Flüssen in ganz Deutschland.
In der freien Wildbahn bestehe die Nahrung von Stockenten aus Kleinstinsekten an der Wasseroberfläche, aus Samen von verschiedensten Ufer- und Wasserpflanzen, aber auch aus vegetativen Teilen wie Blättern, Stielen und Blüten von Wasserlinsen und Laichkräutern, erläuterte die Stadträtin. „Bei dieser natürlichen Nahrung sind der Ballaststoffanteil und der Rohproteingehalt sehr hoch und der Stärkegehalt niedrig.“
Getreidekörner und Backwaren zeichneten sich hingegen durch einen hohen Stärkeanteil und einen deutlich geringeren Anteil an Rohfasern aus. Dadurch werde die Entwicklung einer stabilen Darmflora bei den Tieren verhindert. „Dann kommt es bei den Enten zu Entzündungen im Verdauungstrakt und stinkenden Durchfällen.“ Außerdem passe sich der Darm der Vögel über die Zeit an die Nahrung an. „Das hat zur Folge, dass ein an Brot gewöhnter Zugvogel das natürliche Futterangebot während der Zugzeit nur schwer verdauen kann und geschwächt ist.“
Das treffe auch auf Enten zu, die häufig sehr weit herumstreiften. Eine zu energiereiche Ernährung bei Jungvögeln begünstige zudem Fehlentwicklungen der Flügel, sogenannte Kippflügel. In schweren Fällen könne das zur Flugunfähigkeit führen.
Sevan Tecer, Leiter des Umweltschutzamtes, ergänzte, der viele Kot der Tiere und übrig gebliebene Futterreste sorgten darüber hinaus für ein großes Nährstoffangebot im Wasser. „Das kann dazu führen, dass Faulschlamm entsteht.“ Die damit verbundene Sauerstoffarmut im Wasser könne tödlich sein für Fische und andere Tiere. Krankheiten könnten schneller übertragen werden, weil sich bei der Fütterung oftmals viele Tiere auf engstem Raum befänden. Überdies locke das nicht von den Enten aufgenommene Brot Ratten an, die wiederum Jagd auf Entenküken machten.